Irland sucht einen Nachfolger für Präsidentin Mary McAleese. Unter den Kandidaten sind ein früherer IRA-Kommandeur und ein homosexueller Vorkämpfer.

Dublin. In Irland wird am (heutigen) Donnerstag ein neues Staatsoberhaupt gewählt. Bei der Abstimmung geht es um die Nachfolge von Präsidentin Mary McAleese, die nach zwei Amtszeiten nicht erneut antreten darf. Die 3,2 Millionen Stimmberechtigten haben die Wahl zwischen sieben Kandidaten, die sie in der Reihenfolge ihrer Präferenz wählen können. Wegen des komplizierten Auszählverfahrens wird ein Ergebnis nicht vor Sonnabend erwartet.

Der Präsident hat in Irland lediglich eine repräsentative Funktion, jedoch hat die amtierende Präsidentin McAleese maßgeblich zur Aussöhnung mit Großbritannien und der protestantischen Mehrheit in Nordirland beigetragen.

Unter den Kandidaten befinden sich ein Fernsehstar, ein ehemaliger IRA-Kommandeur und ein homosexueller Vorkämpfer. In den Umfragen liegt Sean Gallagher vorn, ein 49-jähriger Unternehmer, der sich als Jurymitglied in einer Fernseh-Talentsuch-Show für junge Manager einen Namen machte. Gallagher geriet aber am Montag während der letzten Fernsehdebatte der Kandidaten vor der Wahl in die Schusslinie, als herauskam, dass er möglicherweise seinen Wahlkampf nicht sauber finanziert hatte. Er soll persönlich einen Scheck in Höhe von 5.000 Euro von einem verurteilten Benzinschmuggler entgegengenommen haben.

Vier Kandidaten haben Chancen

Am ehesten könnte Michael Higgins von den jüngsten Enthüllungen um Gallagher profitieren. Der 70-jährige Parlamentarier und ehemalige Kabinettsminister lag in den Umfragen vor der Fernsehdebatte auf Rang zwei. Der Feingeist wird vor allem mit Kunst, Literatur und Menschenrechten in Verbindung gebracht.

Der Drittplatzierte in den Umfragen ist Martin McGuinness von der Sinn Fein, der sich während des Wahlkampfes immer wieder seine Rolle als Kommandeur der IRA vorhalten lassen musste. Der 61-Jährige hatte die Terrorgruppe jedoch bereits 1974 verlassen und setzt sich seitdem für die Aussöhnung zwischen Protestanten und Katholiken ein.

Ursprünglich vorne in den Umfragen, inzwischen aber auf Platz vier abgerutscht, ist David Norris, ein ehemaliger Professor für Literatur und Experte für den Nationaldichter James Joyce. Norris hatte sich jahrzehntelang und letztlich erfolgreich für die Legalisierung der Homosexualität eingesetzt, die bis 1993 in Irland unter Strafe stand.

Nach der Fernesehdebatte hatte es keine weiteren Umfragen mehr gegeben.