Auf Angriffe kurdischer Rebellen im Grenzgebiet zum Irak hat die Türkei mit einer Militäroffensive im Nachbarland reagiert.

Ankara. Mit Unterstützung von Flugzeugen und Kampfhubschraubern marschierten Soldaten gestern im Irak ein. Wenige Stunden zuvor wurden bei Angriffen kurdischer Kämpfer 24 Soldaten getötet und 18 verletzt.

Die laut dem Sender NTV blutigsten Attacken der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) auf türkische Einheiten seit 1992 erfolgten zeitgleich auf mehrere Positionen der Streitkräfte nahe der Städte Çukurca und Yüksekova. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan erklärte, die Türkei habe eine groß angelegte Operation eingeleitet, darunter die Verfolgung der Angreifer innerhalb der Grenzen internationalen Rechts. "Wir werden uns nie einem Angriff von innerhalb oder außerhalb der Türkei beugen", sagte er.

Die kurdischen Rebellen haben ihre Angriffe seit einigen Monaten wieder ausgedehnt, nachdem die türkische Armee einen von ihnen einseitig erklärten Waffenstillstand nicht beachtet hatte. Zugleich zerstreuten sich Hoffnungen auf eine Verhandlungslösung des Kurdenkonflikts nach den Parlamentswahlen im Sommer. Dabei hatte ein von der Kurdenpartei BDP geführtes Bündnis 36 Sitze im Parlament erreicht, was die Kurden als Erfolg feierten. Jedoch wurden dem BDP-Abgeordneten Hatip Dicle und mehreren seiner Kollegen unmittelbar nach der Wahl das Mandat aberkannt, weil sie die PKK unterstützt haben sollen. Die Kurden fordern "demokratische Autonomie" in ihren Gebieten, was vor allem auf kommunale Selbstverwaltung und die uneingeschränkte Benutzung ihrer Sprache in Bildung und Öffentlichkeit hinausliefe.

Die EU fordert von ihrem Beitrittskandidaten Türkei, den Kurden mehr Rechte zu gewähren. In dem seit 1984 währenden Konflikt sind Schätzungen zufolge etwa 40 000 Menschen auf beiden Seiten ums Leben gekommen.

Die Nato verurteilte die jüngsten Angriffe der kurdischen Rebellen. Es gebe keine Rechtfertigung für solche Akte der Gewalt. Die Nato-Verbündeten erklärten sich solidarisch im Kampf gegen Terrorismus. Der US-Botschafter in der Türkei, Francis Ricciardone, erklärte, die USA stünden an der Seite der Türken und der Regierung in Ankara im Kampf gegen die PKK.