Vereinte Nationen sehen auch soziale Ursachen für Verbrechen

Wien. Weltweit nimmt die Zahl der Morde zu. Die Vereinten Nationen warnen in ihrem ersten "Mord-Bericht" des Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC), der gestern in Wien veröffentlicht wurde, sogar vor einem "kritischen Punkt" in der Entwicklung dieser schweren Verbrechen. Denn die Uno sieht zwischen Mordrate und Entwicklung eines Staates einen Zusammenhang. In Ländern mit schlechtem Gesundheitssystem, schwacher Wirtschaft und großen Einkommensunterschieden ist die Fallzahl viermal höher als in stabilen Staaten. "Kriminalität verjagt die Wirtschaft, zieht Humankapital ab und destabilisiert Gesellschaften", heißt es in dem Bericht.

Vor allem im mittleren und südlichen Afrika sowie in Mittelamerika steigt die Zahl der Morde rapide. Allein 2010 zählte die Uno weltweit 468 000 Morde. 36 Prozent der Opfer lebten in Afrika, 31 Prozent in Amerika, 27 Prozent in Asien und fünf Prozent in Europa. Auf Australien und Ozeanien entfiel nur ein Prozent der Morde. In Afrika verzeichnet die Elfenbeinküste die höchste Mordrate mit 56,9 Fällen pro 100 000 Einwohner (10 801 Morde im Jahr). In Amerika fällt Honduras durch seine besonders hohe Rate von 82,1 Morden pro 100 000 Einwohner auf. Aber auch in vielen europäischen Ländern nimmt die Zahl an Verbrechen und Drogendelikten seit den 1990er-Jahren stetig zu. Deutschland weist mit 0,8 Morden pro 100 000 Einwohner (insgesamt 690 Fälle) dagegen eine geringe Rate auf. In Frankreich liegt sie bei 1,4, in England bei 1,2. Russland ist mit einer Rate von 11,2 Europas Spitzenreiter.

Auch das Geschlecht entscheidet mit, wer Opfer eines Mordes wird: 80 Prozent weltweit sind männlich. Doch mehrheitlich sind die Männer auch die Täter. In 69 Prozent der Fälle wird ein Mann durch einen anderen getötet, und dies zumeist an einem öffentlichen Ort.

Für Frauen ist die Gefahr vor allem zu Hause am größten. In Europa wurde die Hälfte der weiblichen Mordopfer 2008 von einem Verwandten umgebracht. Auch in Deutschland drängen Fälle von häuslicher Gewalt immer stärker in die Öffentlichkeit. Die Zahl der Verbrechen aber nimmt nicht zu. Laut Familienministerium wird jede vierte Frau mindestens einmal in ihrem Leben im eigenen Haus angegriffen.