Johannesburg. Die Auseinandersetzung um den abgesagten Besuch des Dalai Lama in Südafrika spitzt sich zu. Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu warf der Regierung in Johannesburg vor, im Land herrschten Verhältnisse wie zu Apartheid-Zeiten, und griff den Präsidenten Jacob Zuma scharf an: "Herr Zuma, Sie und Ihre Regierung repräsentieren mich nicht, Sie repräsentieren nur Ihre eigenen Interessen." Der Dalai Lama wollte zur Feier von Tutus 80. Geburtstag am Freitag nach Südafrika reisen. Weil bis Dienstag keine Einreiseerlaubnis vorlag, hatte das geistliche Oberhaupt der Tibeter den Besuch aber abgesagt.

Tutu, der pensionierte anglikanische Erzbischof von Kapstadt, kritisierte die Regierungspartei ANC danach scharf: "Wir werden beten, wie wir für den Fall der Apartheid-Regierung gebetet haben. Wir werden beten für den Fall der Regierung, die uns schlecht vertritt", sagte er. Tutu verglich die Dominanz des ANC in Südafrika mit der der gestürzten Regime in Ägypten und Libyen. Die Partei nannte Tutus Angriff "sehr unglücklich". Die Regierung wies seine Kritik zurück. Vizepräsident Kgalema Motlanthe erklärte, dem Dalai Lama wäre die Einreise erlaubt worden, doch er sei mit seiner Absage zuvorgekommen.

Die südafrikanische Regierung hatte dem Dalai Lama bereits 2009 ein Visum verweigert, als er an einer Friedenskonferenz teilnehmen wollte. Kritikern zufolge scheuen die Behörden einen Konflikt mit China, dem wichtigsten Handelspartner des Landes.

Der nationale interreligiöse Rat Südafrikas forderte die Regierung auf, "nicht die wichtigen Werte, für die wir Südafrikaner bekannt sind, für den internationalen Handel zu opfern". Vizepräsident Motlanthe dementierte, dass China in der Visum-Frage Druck auf Südafrika ausgeübt habe. Er ist gerade von einem Staatsbesuch in Peking zurückgekehrt.