Straßburg. Nach einem Jahr harten Ringens ist die Verschärfung des Euro-Stabilitätspaktes unter Dach und Fach. Das EU-Parlament verabschiedete gestern die größte Reform der Währungsunion seit der Euro-Einführung 1999. Härtere und frühere Sanktionen sollen die Regierungen künftig zum Sparen zwingen. Die EU-Mitgliedstaaten müssen die Reform noch formell absegnen, haben ihre politische Zustimmung aber schon gegeben.

Zentraler Punkt der Neuregelung: Staaten, die die Defizitgrenze von drei Prozent reißen, werden quasi automatisch mit Milliardenbußen sanktioniert. Gestoppt werden kann das Verfahren künftig nur noch durch eine Zweidrittelmehrheit. Bislang konnten wenige Mitgliedstaaten das Verhängen von Sanktionen stoppen, sodass bis heute trotz der massiven Schuldenprobleme kein Land Strafen zahlen musste.

Aber auch schon vorher können Maßnahmen greifen, wenn Regierungen die Warnungen der Kommission ignorieren. Zwar können die Länder im neuen "präventiven Arm" Sanktionen verzögern. Um sie zu stoppen, ist aber künftig abermals eine Mehrheit notwendig. Darüber hinaus drohen auch den Ländern Strafen, deren Gesamtverschuldung dauerhaft die Grenze von 60 Prozent übersteigt.

"Wir haben jetzt ein neues wirtschaftliches Regelwerk", begrüßte EU-Parlamentspräsident Jerzy Buzek das grüne Licht des Parlaments. Zur Reform des Stabilitätspaktes gehören neben härteren und früheren Sanktionen gegen Defizit- und Schuldensünder auch Maßnahmen gegen Länder mit großen Leistungsbilanzungleichgewichten. Vor allem Deutschland wehrte sich dagegen. Der Kompromiss sieht vor, dass Länder mit großen Überschüssen zwar zu Maßnahmen zur Steigerung der Binnennachfrage gedrängt werden können. Sanktionen wie bei Bilanzdefiziten soll es aber nicht geben.