Immer neue Gerüchte über den Verbleib Gaddafis. Letzte Hochburgen seiner Getreuen eingekesselt

Niamey/Niger. Bewaffnete Anhänger des früheren libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi haben in mehreren Konvois die Grenze in den Niger überquert. An der Spitze einer der Lastwagenkolonnen, die am Dienstag die nigrische Hauptstadt Niamey erreichte, waren Gaddafis Sicherheitschef und weitere Vertreter des Regimes. Ob Gaddafi selbst in einem der Konvois war, blieb zunächst unklar. Haruna Ide von der nigrischen Zollbehörde bestätigte lediglich, Gaddafis Sicherheitschef Mansur Dao und zwölf weitere Regimevertreter seien in einem Konvoi gewesen, der gestern die Stadt erreicht habe. Sie seien in Begleitung des nigrischen Rebellenführers der Tuareg, Rissa ag Bula, und weiterer Tuareg-Kämpfer gekommen, die in Libyen für Gaddafi gekämpft hatten, sagte Ide.

Die Hauptstadt befindet sich nahe der Grenze zu Burkina Faso. Das nährte Spekulationen, Gaddafi könnte in dem Konvoi sein und in Burkina Faso Zuflucht suchen. Die Regierung des westafrikanischen Landes hatte Ende vergangenen Monats erklärt, sie werde den libyschen Nationalen Übergangsrat anerkennen. Außenminister Djibril Bassolet sagte aber auch, sein Land würde Gaddafi willkommen heißen, "wenn er es wünscht".

Sowohl Niger als auch Burkina Faso sind Unterzeichnerstaaten des Rom-Statuts zum Internationalen Strafgerichtshof (IStGH), der Gaddafi, einen seiner Söhne und den libyschen Geheimdienstchef zur Fahndung ausgeschrieben hat. Niger und Burkina Faso gehören jedoch auch der Afrikanischen Union (AU) an, die während eines Gipfeltreffens im Juli ihre Mitglieder zur Missachtung des internationalen Haftbefehls aufgerufen hatte.

Gaddafi ist seit vergangenem Monat auf der Flucht. Den Aufständischen zufolge haben sich mindestens zwei Gaddafi-Söhne in den vergangenen Tagen in der Regime-Hochburg Bani Walid aufgehalten. Der Gaddafi-Sprecher Mussa Ibrahim soll sich immer noch in der von Tausenden Aufständischen belagerten Grenzstadt aufhalten. Die Rebellen haben eine Frist zur friedlichen Übergabe von Gaddafis Geburtsstadt Sirte und anderen Regime-Hochburgen bis Sonnabend verlängert. Doch aus den Reihen der Aufständischen hieß es, Bani Walid könne eher angegriffen werden, da dort so viele bekannte Gaddafi-Loyalisten lebten.