Bergwanderer in Afghanistan wurden Opfer von Raubmördern am verschneiten Salang-Pass

Kabul. Die beiden seit mehr als zwei Wochen in Afghanistan vermissten Deutschen sind tot. Wie die Sprecherin der Provinzregierung von Parwan, Roshana Chalid, mitteilte, fanden Dorfbewohner die Leichen der beiden Männer am nördlichen Salang-Pass. Sie wiesen Einschüsse auf. "Soweit wir wissen, wurden sie von örtlichen Nomaden getötet", sagte Chalid. Man gehe von einem Raubmord aus. "Ihre Ausrüstung wie Kameras, Ferngläser und Geld könnten zu ihrem Tod geführt haben", sagte Provinzgouverneur Abdul Baschir Salangi. Der Fundort der Leichen sei sehr abgelegen. "Niemand lebt dort, und es liegt überall Schnee", sagte Salangi. Das nächste Dorf sei 30 oder 40 Kilometer entfernt. Dies deute darauf hin, dass die Deutschen zunächst verschleppt und erst anschließend ermordet worden seien.

Der 59-jährige Agrarwissenschaftler Willi E. aus Heimerdingen in Baden-Württemberg und der 59-jährige Siegbert S. aus Meißen bei Dresden waren auf einer Bergwanderung, als sie angegriffen und getötet wurden. Die bergige Salang-Region gilt als beliebtes Ausflugsziel für Afghanen. Die afghanischen Sicherheitsbehörden hatten nach dem Verschwinden der Deutschen eine Suche eingeleitet und fünf Männer vom Nomadenstamm der Kuchis festgenommen und verhört.

Zwar gilt die Provinz Parwan im Vergleich zu anderen Regionen des Bürgerkriegslandes als ruhig und wird nicht von den Taliban beherrscht. Doch nach Angaben von Sprecherin Chalid könnten die Kuchis Kontakte zu den radikalislamische Aufständischen unterhalten. Diese hatten im vergangenen Monat den Sitz des Gouverneurs angegriffen und 19 Menschen getötet. Das Innenministerium und der Geheimdienst NDS in Kabul haben Ermittlungen aufgenommen. Die beiden Deutschen arbeiteten als Entwicklungshelfer in Afghanistan. Der Werkzeugmacher S. war Mönch der evangelischen Christusträger Bruderschaft, die bereits seit 1971 in Afghanistan aktiv ist. Willi E. leitete für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ein Projekt im Bereich Ackerbau und Viehzucht. Für GIZ-Mitarbeiter gibt es eigentlich starke Sicherheitsbestimmungen, die auch für die Freizeit gelten - so ist ihre Bewegungsfreiheit im Lande sehr eingeschränkt.

Die sich zunehmend verschärfende Sicherheitslage für Entwicklungshelfer in Afghanistan führt dazu, dass immer weniger Experten bereit sind, die erheblichen Gefahren und Risiken auf sich zu nehmen. Im Jahr 2007 waren bereits zwei deutsche Ingenieure in der gleichen Region verschleppt worden. Einer wurde erschossen, der andere wurde nach 85 Tagen Geiselhaft freigelassen.