Damaskus/Istanbul. Die syrische Führung droht mit dem unvermindert brutalen Vorgehen gegen Oppositionelle auch ihre letzten Verbündeten Russland und Iran zu verlieren. Der Nachrichtensender al-Arabija berichtete, iranische Diplomaten hätten kürzlich in Paris syrische Oppositionelle getroffen. Der Iran war bisher der engste Verbündete des Regimes von Präsident Baschar al-Assad. Zu Wochenbeginn hatte bereits Moskau in ungewöhnlich klaren und scharfen Worten ein Ende des Blutvergießens und demokratische Reformen gefordert. Inzwischen steht lediglich die von der schiitischen Hisbollah-Bewegung dominierte libanesische Regierung noch fest zu Assad.

Das syrische Regime zeigt erste Auflösungserscheinungen. Im Internet veröffentlichten die Regimegegner eine Videoaufnahme, in der der Generalstaatsanwalt der Provinz Hama, Adnan Mohammed al-Bakkur, aus Protest gegen Gräueltaten der Sicherheitskräfte seinen Rücktritt erklärt. Al-Bakkur sagt, am 31. Juli seien im Zentralgefängnis von Hama 72 Aktivisten exekutiert worden. Dutzende Menschen seien bei Militäroperationen in der Stadt getötet oder zu Tode gefoltert worden. In einer Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur Sana hieß es dazu, al-Bakkur sei am vergangenen Montag von Terroristen entführt worden. Diese hätten ihn unter Androhung von Gewalt gezwungen, Lügen über die Praktiken der Sicherheitskräfte zu verbreiten.

Assads Sicherheitskräfte gingen in einer neuen Offensive weiter in Hama gegen Oppositionelle vor. Die Bewohner riefen "Gott ist groß" aus Fenstern und von den Dächern. Der Aufstand gegen Assad hält seit fünf Monaten an. Dabei sind nach Angaben der Vereinten Nationen bisher mindestens 2000 Menschen getötet worden.