Plünderer räumten Anwesen der Kinder des Despoten leer und fuhren mit Luxuskarossen davon

Tripolis. Der Sohn des bisherigen libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi, al-Saadi, mochte schnelle Wagen, Yachten und Fußball. Sein Anwesen am Strand zeugte von seinen teuren Hobbys. Seine Schwester Aisha lebte in einer zweistöckigen Villa mit Schwimmbad und Sauna. Nachdem die Rebellen am Wochenende die Kontrolle über die Hauptstadt Tripolis übernahmen, machten sich Rebellen über die Luxusanwesen der Gaddafis her. Nachdem die Wachen vertrieben waren, verwüsteten und plünderten sie die Villen.

Am Montag, einen Tag nachdem Tausende Rebellen in die Hauptstadt einfielen, stürmten etwa 200 Menschen das Anwesen von al-Saadi. Der 23-jährige Rebell Seifallah Gneidi war dabei. Er habe sich eine Flasche Gin, eine Zahnbürste mit einem vergoldeten Griff und eine Marken-Jeans genommen, sagte Gneidi, mit einer Kalaschnikow über seiner Schulter. Die Rebellen befürworteten keine Plünderungen, nur Symbole des Gaddafi-Regimes und dessen Machtmissbrauchs seien zur Verwüstung freigegeben worden.

Gneidi sagte, al-Saadi habe vier Autos besessen. Einen BMW, einen Audi, einen weißen Lamborghini und einen Toyota. Alle Wagen seien während der Plünderung davongefahren worden. Alles, was blieb, war ein großes Gemälde eines Lamborghini auf der Rückwand seines überdachten Parkplatzes. Visitenkarten wiesen al-Saadi als Teilhaber und ausführenden Produzenten einer Firma namens Natural Selection mit Sitz auf dem Sunset Boulevard in Los Angeles aus. Auf einem Stück Stoff, das zu einem Regisseursstuhl gehörte, stand "Executive Producer al-Saadi Gaddafi" geschrieben.

Seine Schwester Aisha, 35, stand in dem Ruf, sich um die Belange einfacher Libyer zu kümmern. Ihre Nachbarn gaben jedoch an, dass eine Klinik dem Bau ihrer Villa weichen musste. Wie die anderen Gaddafis hatte sie einen teuren Geschmack. Bohemia-Gläser und eine braune Lederjacke von Dolce & Gabbana für Kinder waren von den Plünderern zurückgelassen worden.