Gaddafi hat gegen die Rebellen erstmals eine Scud-Rakete eingesetzt. Sie schlug in der Wüste ein und verfehlte ihr Ziel um 80 Kilometer.

Tripolis. Muammar al-Gaddafi setzt nach den jüngsten Gebietsgewinnen der Rebellen jetzt Raketen mit größerer Reichweite ein. Der US-Sender CNN berichtete in der Nacht zum Dienstag, Truppen des libyschen Machthabers hätten östlich der Stadt Sirte erstmals seit Beginn des Bürgerkrieges im Februar eine Kurzstreckenrakete vom Typ Scud abgefeuert. Die noch aus sowjetischer Produktion stammende Rakete habe die Ortschaft Al-Brega treffen sollen. Sie habe ihr Ziel aber um gut 80 Kilometer verfehlt und sei in der Wüste explodiert. Vor den US-Medien hatten bereits die Rebellen berichtet, die Gaddafi-Truppen hätten erstmals vom Stadtrand von Sirte aus die östliche Region Al-Brega beschossen.

In Al-Brega starben am Montag nach Angaben der Oppositionszeitung "Qurayna“ 26 Kämpfer der Rebellenarmee. 40 Kämpfer seien verletzt worden, hieß es am Dienstag. Die meisten von ihnen seien von Scharfschützen erschossen worden. In der Umgebung von Sabratha westlich von Tripolis sollen zwei Rebellen getötet worden sein.

Die staatlichen Medien Libyens ignorieren die militärischen Erfolge der Rebellen derweil völlig. Die Nachrichtenagentur Jana meldete lediglich, bei einem Treffen von Stammesführern der Zentralregion in Gaddafis Heimatstadt Sirte habe man beschlossen, Waffen und Munition von den Bürgern einzusammeln, damit nicht sinnlos herumgeschossen werde. Die Waffen sollten stattdessen für den Kampf gegen die Feinde Libyens eingesetzt werden. Während des Treffens sei außerdem über die Vorbereitungen für die Feier zum Nationalfeiertag am 1. September gesprochen worden. Am Jahrestag der Revolution von 1969, die ihn an die Macht brachte, lässt sich Gaddafi jedes Jahr mit großem Pomp feiern.