Die Vereinten Nationen untersuchen die Vorfälle in der Grenzregion Süd-Kordofan. Kurz vor der Unabhängigkeit war es dort zu Gewalt gekommen.

Genf. Die Vereinten Nationen haben eine Untersuchung der Gewalt in der sudanesischen Grenzregion Süd-Kordofan gefordert. Im vergangenen Juni, kurz vor der Unabhängigkeit des Südsudan, sei es in der Region zu schweren Verbrechen gekommen, teilten die UN am Montag in Genf mit. Eine vorläufige Untersuchung durch das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte und die frühere UN-Friedensmission im Sudan (UNMIS) habe ergeben, dass es sich bei den Übergriffen um Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder Kriegsverbrechen handeln könnte.

Der Bericht listet zahlreiche mutmaßliche Rechtsbrüche in der Stadt Kadugli und in den Nuba-Bergen auf, nachdem am 5. Juni Kämpfe zwischen der sudanesischen Armee und südsudanesischen Kräften ausbrachen. Es habe außergerichtliche Hinrichtungen, willkürliche Festnahmen und illegale Verhaftungen gegeben. Menschen seien verschwunden, Zivilisten angegriffen und Häuser ausgeraubt worden. Für die meisten Verbrechen seien die Sicherheitskräfte des Sudan verantwortlich.

Der vorläufige Bericht sei unter schwierigen Bedingungen entstanden, sagte die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay. Man habe kaum Zugang zu den betroffenen Regionen gehabt. Dennoch seien die darin aufgelisteten Vorkommnisse so schwerwiegend, dass eine unabhängige Untersuchung und die juristische Verfolgung der Täter unterlässlich erscheine.

Die Untersuchung habe zudem ergeben, dass die sudanesischen Truppen bis zum 30. Juni diese Gegenden regelmäßig aus der Luft bombardiert hätten, sagte Pillay. Die Gewalt sei auch nach dem Ende des Zeitraums, den der Bericht abdeckt, weitergegangen, betonte sie.

Sollten sich die Gewalttaten als Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder Kriegsverbrechen erweisen, könnte der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag juristisch gegen die Verantwortlichen vorgehen. Gegen den sudanesischen Präsidenten Omar Hassan al-Baschir liegt bereits ein internationaler Strafbefehl wegen Kriegsverbrechen in der westsudanesischen Region Darfur vor.

Die Region Süd-Kordofan gehört geografisch zum arabisch-islamisch geprägten Sudan. Die Menschen fühlen sich jedoch weitgehend dem Südsudan zugehörig, dessen Bevölkerung vor allem alten afrikanischen Religionen und dem Christentum folgen. Der Südsudan wurde am 9. Juli unabhängig, nachdem sich im Januar eine überwältigende Mehrheit der Südsudanesen für die Loslösung vom nördlichen Sudan ausgesprochen hatten.