Saudischer König verlangt Ende der “Tötungsmaschinerie“. Botschafter werden abgezogen

Beirut. Angesichts der syrischen Militäroffensive mit Hunderten Toten haben sich erstmals auch arabische Länder von der Regierung in Damaskus distanziert. Die Arabische Liga sagte, sie sei mit Blick auf die Lage in Syrien alarmiert, und rief zu einem sofortigen Ende der Gewalt auf. Ein EU-Kommissionssprecher erklärte, die Europäische Union begrüße die Verurteilung der Gewalt in Syrien durch den Golfkooperationsrat und die Arabische Liga. In der vergangenen Woche waren bei den seit fünf Monaten andauernden Protesten gegen das Assad-Regime mehr als 300 Menschen ums Leben gekommen.

Kuwait hat seinen Botschafter aus Syrien zu Konsultationen in die Heimat zurückgerufen. Das saudische Königshaus kritisierte die syrische Regierung scharf. König Abdullah forderte "ein Ende der Tötungsmaschinerie sowie des Blutvergießens" und kündigte an, seinen Botschafter aus Damaskus zu Konsultationen zurückzurufen. Das Blut unschuldiger Menschen zu vergießen habe nichts mit Religion, Wertvorstellungen oder Moral zu tun, hieß es in einer Erklärung. Das saudische Königshaus selbst duldet keinen Widerspruch im Land und hat Truppen nach Bahrain entsandt, um das sunnitische Königshaus gegen mehrheitlich schiitische Demonstranten zu unterstützen.

Die jordanische Nachrichtenagentur Petra meldete, Außenminister Nasser Judeh habe die eskalierende Gewalt als beunruhigend bezeichnet und Damaskus aufgefordert, die versprochenen Reformen einzuleiten. Allerdings habe Judeh auch erklärt, dass man sich nicht in die internen Angelegenheiten des Nachbarn einmische. Die Türkei will heute ihren Außenminister nach Damaskus schicken, um eine starke Botschaft der Regierung in Ankara an das Assad-Regime bezüglich der eskalierenden Gewalt zu übermitteln.

Die regierungsnahe syrische Zeitung "Al Watan" schrieb am Montag, in den Erklärungen Saudi-Arabiens und der Arabischen Liga blieben die "extremistischen und terroristischen Gruppen" unerwähnt, die die Einheit des Landes zu zerstören suchten. Seit Beginn der Proteste Mitte März gegen die 40-jährige Herrschaft der Assad-Familie sind Angaben von Menschenrechtlern zufolge bei der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung mehr als 1700 Menschen ums Leben gekommen. Das syrische Regime hat wiederholt erklärt, hinter den Protesten steckten ausländische Terroristen.

Die internationale Gemeinschaft hat das Vorgehen der syrischen Regierungstruppen wiederholt scharf verurteilt, ein Ende der Gewalt gefordert und Sanktionen gegen Syrien verhängt. Dessen ungeachtet kam die belagerte Stadt Deir al-Sur im Osten des Landes erneut unter Artilleriebeschuss. Ein Augenzeuge berichtete über laute Explosionen und Maschinengewehrfeuer. Syrische Truppen haben Augenzeugenberichten zufolge gestern auch die Stadt Maaret al-Numan im Norden des Landes gestürmt.