Die immer wiederkehrenden Hungerkrisen werfen viele Fragen auf

Addis Abeba. Alle Jahre wieder, wenn eine neue Katastrophe auf dem afrikanischen Kontinent über die westlichen Fernsehschirme flimmert, stellen sich die Zuschauer die gleichen Fragen: An wen soll ich spenden? Kommt mein Geld wirklich bei den Bedürftigen an? Und wer ist überhaupt vertrauenswürdig in dieser riesigen Hilfsmaschinerie, die seit Jahrzehnten versucht, Afrika auf die Füße zu helfen? All diese Fragen sind gerechtfertigt. Aber das Problem ist noch viel komplexer.

Denn die Industriestaaten haben in all den Jahren seit der äthiopischen Hungerkatastrophe 1984 noch immer keinen Weg gefunden, um langfristig etwas zu bewirken. Dabei fehlt es nicht an Geld. "Wir haben in den vergangenen 45 Jahren schon 600 Milliarden Dollar (420 Milliarden Euro) für Hilfe in Afrika ausgegeben, und nach all dem bekommen Kinder immer noch keine Malaria-Medizin für zwölf Cent", schreibt William Easterly, Wirtschaftsprofessor der University of New York.

Die meisten Organisationen in Afrika treten mit einer "Wir wissen alles besser"-Mentalität auf, schreibt David Rieff von der "New York Times". Ein weiteres Problem ist die weitgehende Unkenntnis westlicher Helfer, wenn es um die komplexen afrikanischen Traditionen und Gesellschaftsformen geht. Immer wieder heißt es auch, die meisten Gelder flössen in falsche Kanäle und unterstützten Bürgerkriege und Diktatoren. Unvergessen ist ebenso der Unicef-Skandal um zu hohe Provisionszahlungen an Spendensammler und undurchsichtiges Finanzgebaren im Allgemeinen, der 2008 in Deutschland für Aufsehen sorgte. Der deutschen Sektion des Uno-Kinderhilfswerks wurde daraufhin das Spenden-Siegel entzogen.

Dank eben dieser Spenden-Siegel können sich aber zumindest die Deutschen recht sicher sein, wem sie ihr Vertrauen schenken dürfen. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) hat derzeit rund 270 Hilfswerke auf deren Antrag hin und nach umfassender Prüfung ein solches Siegel zuerkannt. Die Kriterien sind unter anderem klare und offene Werbung und Öffentlichkeitsarbeit, wirksame Leitungs- und Aufsichtsstrukturen sowie wirtschaftliche und sparsame Verwendung der Spendengelder mit größtmöglicher Wirksamkeit.

Bei allen Bedenken, Skandalen und Verfehlungen bleibt eines klar: Afrika braucht Hilfe. Aids, Malaria, Dürren, Hunger - der Kontinent hat mit unzähligen Problemen zu kämpfen. Aber Afrika braucht neue Ansätze, weg von der Mentalität der Kolonialherren, hin zu neuen Ideen, langfristigen Investitionen und vor allem Infrastruktur- Projekten. "Hilfe zur Selbsthilfe" lautet das Rezept, das Veränderung möglich macht. "Es ist wichtig, dass alle Hilfsorganisationen darauf hinarbeiten, die einzelnen Programme den jeweiligen Regierungen zu übergeben", sagt Judith Schuler vom Welternährungsprogramm (WFP) Äthiopien.

Sind die Hilfsorganisationen nun ein Segen, ein Riesengeschäft oder gar ein Fluch für den gebeutelten Kontinent? Sie sind letztlich ein bisschen von allem, eine bunte Mischung. So wie die 54 Staaten Afrikas selbst.