Bengasi. Der Oberkommandierende der libyschen Rebellen ist unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen. Zunächst hieß es, dass Abdel Fattah Junis von seinen eigenen Leuten getötet wurde, weil er im Verdacht stand, ein Verräter zu sein.

Mustafa Abdul Dschalil, Vorsitzender des Nationalen Übergangsrats der Opposition, wies das gestern Abend jedoch zurück. Er bestätigte zwar den Tod des Militärchefs und zweier seiner Vertrauten, sprach aber von einem Anschlag. Die drei Männer seien in Bengasi von einem Killerkommando erschossen worden. Sicherheitskräfte hätten den Drahtzieher des Anschlags bereits festgenommen, sagte Dschalil.

Zuvor hatte Mohammed al-Ridschali, ein Sprecher der Rebellen, verkündet, Junis sei in der Einsatzzentrale in der Nähe der Front in Gewahrsam genommen und für ein Verhör nach Bengasi gebracht worden. Es bestehe der Verdacht, dass Junis über Familienmitglieder noch immer Kontakt zum Regime von Machthaber Muammar al-Gaddafi habe. Dschalil hingegen erklärte, Junis sei einbestellt worden, um Auskünfte über "militärische Angelegenheiten" zu erteilen. Er bezeichnete den Befehlshaber als "einen der Helden der Revolution". Dschalil vermied es jedoch, Gaddafi direkt für Junis' Tod verantwortlich zu machen.

Junis war Innenminister in Gaddafis Regierung und lief zu Beginn der Kämpfe zu den Aufständischen über. In dem nordafrikanischen Land liefern sich Rebellen und Regierungssoldaten seit Monaten erbitterte Kämpfe. Den Aufständischen ist bisher trotz Nato-Luftunterstützung der entscheidende Durchbruch nicht gelungen.