Koordinierter Angriff eines Selbstmordkommandos auf Regierungsgebäude im Süden Afghanistans

Hamburg. Vor wenigen Tagen erst haben afghanische Kräfte von der Bundeswehr das Kommando über Masar-i-Scharif übernommen; ab 2014 sollen sie dann ohne die Nato-Truppen im Lande für Sicherheit sorgen - doch die Zweifel daran, dass die Afghanen dies vermögen, werden durch einen neuen, schweren Anschlag verstärkt.

Bei einem offenbar gut koordinierten Angriff der radikalislamischen Taliban-Miliz auf Regierungsgebäude in der südafghanischen Stadt Tarin Kut - Hauptstadt der Provinz Urusgan - sind mindestens 21 Menschen ums Leben gekommen. Weitere 38 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Die sieben Attentäter starben alle.

Unter den Toten sollen Sicherheitskräfte und Zivilisten sein. Laut der britischen BBC handele es sich bei einem der Toten um den 25-jährigen afghanischen Journalisten Ahmad Ovid Chpolwak, der seit 2008 als Reporter für die BBC gearbeitet habe. Zwölf Kinder und zwei Frauen sollen ebenfalls ums Leben gekommen sein, wie der Chef eines Krankenhauses in Tarin Kut erklärte.

Ziele des Taliban-Angriffs waren vor allem der Sitz des Provinzgouverneurs, das örtliche Hauptquartier der Polizei sowie das Büro einer Sicherheitsfirma. Zunächst zündeten drei Selbstmordattentäter fast zeitgleich drei Autobomben. Vier weitere schwer bewaffnete Täter lieferten den Sicherheitskräften danach ein mehrstündiges Gefecht. Die Internationale Schutztruppe Isaf setzte Kampfhubschrauber ein. Ein Taliban-Sprecher behauptete, das Kommando habe 59 afghanische Sicherheitskräfte und sechs US-Soldaten getötet. Doch entsprechende Angaben der Miliz gelten als notorisch unzuverlässig. Internationale Helfer, darunter Angehörige der staatlichen deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) wurden in Sicherheit gebracht. Die GIZ-Leute bauen in der rückständigen Provinz Urusgan eine Straße und beraten die Regierung. Taliban-Sprecher Kari Jussef Ahmadi, sagte, der Tod des Journalisten sei bedauerlich, er sei aber von den Regierungssoldaten verschuldet worden.

Im Osten Afghanistans kam ein Nato-Soldat am selben Tag durch eine am Straßenrand versteckte Bombe ums Leben, im Süden starben ein Polizist und ein Zivilist durch einen derartigen, von den Taliban bevorzugten IED-Sprengsatz (IED - improvised explosive device; improvisierter Sprengsatz). Erst am Mittwoch hatte ein Selbstmordattentäter den Bürgermeister der Stadt Kandahar, Ghulam Haider Hamidi, mit einer Bombe in den Tod gerissen, die in einem Turban versteckt war.

Es war bereits der dritte einflussreiche Politiker im Süden Afghanistans, der in den vergangenen zwei Wochen ermordet wurde, darunter der Bruder von Staatspräsident Hamid Karsai und der Gouverneur von Urusgan. Hamidi war als ein möglicher Nachfolger von Präsident Karsai gehandelt worden.