Genf. Europa sollte sich nach Ansicht des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen so schnell wie möglich ein gemeinsames Asylrecht schaffen. "Derzeit ist ein wirkliches gemeinsames System weiterhin nicht in Sicht, da es bedeutende Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten beim Empfang und der Behandlung von Asylsuchenden gibt", sagte António Guterres in Genf. Er äußerte sich anlässlich des 60. Jahrestages des Inkrafttretens der Uno-Flüchtlingskonvention. Er hoffe, dass dieser Jahrestag zu einer solchen Einigung beitragen werde, sagte der Chef des Flüchtlingshilfswerks UNHCR.

Die vor 60 Jahren verabschiedete Flüchtlingskonvention legt fest, wer als Flüchtling anzusehen ist. Derzeit sind weltweit fast 44 Millionen Menschen auf der Flucht. Allein aus Somalia seien seit Januar mehr als 170 000 Menschen in die Nachbarländer geflohen. Etwa eine Million hätten Libyen verlassen.

Etwa 80 Prozent der Flüchtlinge auf dieser Welt lebten in Entwicklungsländern. Dagegen hätten die 27 Länder der Europäischen Union gerade mal 243 000 Anträge von Asylsuchenden erhalten, was etwa 29 Prozent der weltweiten Gesuche entspreche, sagte Guterres. "Europa ist es diesen Menschen, allen Flüchtlingen und sich selber schuldig, die Werte der Flüchtlingskonvention von 1951 aufrecht zu halten", erklärte der Uno-Hochkommissar. Er forderte weiterhin offene Grenzen für Menschen, die um ihr Leben oder ihre Freiheit fürchteten. Man müsse neue Wege finden, um "Toleranz und Aufnahme mehr als Angst und Verdacht zu fördern", so der Hochkommissar.