EZB-Chef befürchtet Zahlungsunfähigkeit Athens, Experten einen Bankenkollaps

Berlin/Brüssel. Kurz vor dem Euro-Sondergipfel am Donnerstag spitzt sich der Streit über ein zweites Rettungspaket für Schuldensünder Griechenland zu. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet warnte in deutlichen Worten vor Entscheidungen der Euro-Staaten, die zu einem teilweisen Zahlungsausfall oder zu einem Zahlungsausfall führen könnten. Die Europäische Zentralbank (EZB) werde in dieser Frage keine Kompromisse eingehen: "Es ist inakzeptabel für uns, unsere Rolle als Anker für Stabilität und Vertrauen im Euro-Raum und in Europa aufs Spiel zu setzen", sagte Trichet der "Financial Times Deutschland".

Hintergrund ist, dass die Regierungen derzeit Lösungen wie einen Schuldenschnitt für Griechenland oder einen teilweisen Rückkauf griechischer Schulden durch die Regierung in Athen diskutieren - dies aber könnte von den einflussreichen Ratingagenturen als (teilweiser) Zahlungsausfall bewertet werden und das Ansehen des Schuldners Griechenland an den Märkten endgültig zerstören. Experten befürchten als Folge eines Zahlungsausfalls einen Zusammenbruch des griechischen Bankensystems. Die Regierungen müssten dann dafür sorgen, dass dem Euro-System Sicherheiten bereitgestellt werden, die es akzeptieren könne.

Ein Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs der 17 Euro-Staaten soll am Donnerstag den Weg aus der Schuldenkrise ebnen. Neben Griechenland hängen auch Irland und Portugal am internationalen Finanztropf. Griechenland hat derzeit rund 340 Milliarden Euro Schulden. Das neue Hilfspaket für Athen könnte einen Umfang von bis zu 120 Milliarden Euro haben. Die Bundesregierung zeigte sich zuversichtlich, dass vom Euro-Krisengipfel ein "gutes Signal" ausgehen wird. Der Gipfel werde Eckpunkte für ein zweites Griechenlandpaket bringen, mit dem die Schuldentragfähigkeit des Landes langfristig gesichert werden könne, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte einen zunächst für vergangenen Freitag ins Auge gefassten Gipfel als noch zu früh für Ergebnisse abgelehnt.