“Nein, ich höre nicht zu!“, fuhr der Ex-General den Vorsitzenden im Ex-Jugoslawien-Tribunal an

Den Haag. Der mutmaßliche serbische Kriegsverbrecher Ratko Mladic hat mit flegelhaftem Auftreten vor dem Uno-Tribunal für Ex-Jugoslawien seinen Rausschmiss aus dem Gerichtssaal provoziert. Als der 69-Jährige bei seiner zweiten Anhörung dem Vorsitzenden Richter Alphons Orie wiederholt ins Wort fiel, eine Stellungnahme zur Anklage verweigerte und den Richter anherrschte: "Nein, nein, ich höre nicht zu", ließ dieser den Ex-General zurück in die Zelle bringen.

Nach kurzer Beratung mit dem Deutschen Christoph Flügge und dem Südafrikaner Bakone Moloto trug der Niederländer Orie dann eine Zusammenfassung der elf Punkte der Anklage vor. Sie umfasst Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnienkriegs 1992-95, dem etwa 100 000 Menschen zum Opfer fielen. In Abwesenheit des Angeklagten legte Orie gemäß den Verfahrensregeln des Gerichtshofs fest, dass die Plädoyers von "unschuldig" auszugehen haben.

Mladic hatte dem Tribunal vorgehalten, es verweigere ihm juristischen Beistand durch zwei von ihm ausgewählte Verteidiger - den serbischen Juristen Milos Saljic und den russischen Anwalt Alexander Meziajew. Vergeblich wies der Richter Mladic darauf hin, dass er nach dem vom Gericht bestellten Pflichtverteidiger selbstverständlich Anwälte seiner Wahl beauftragen dürfe. Die Gerichtsverwaltung prüfe aber noch den Regeln entsprechend die Qualifikation der beiden von Mladic gewünschten Juristen. Diese Prüfung habe noch nicht abgeschlossen werden können, da der Angeklagte sie erst vor Kurzem benannt habe. "Sie wollen über meine Verteidigung bestimmen, was für ein Gericht ist das hier?", schrie Mladic den Richter daraufhin an.

Der frühere Militärführer der bosnischen Serben muss sich unter anderem wegen der Massaker in Srebrenica 1995 verantworten, bei denen bis zu 8000 bosnische Muslime ermordet wurden, sowie für die jahrelange Belagerung von Sarajevo, der etwa 10 000 Einwohner zum Opfer fielen. Mladic war am 26. Mai nach 16 Jahren Flucht in Serbien festgenommen und wenige Tage später an das Tribunal in Den Haag überstellt worden.