Ein Selbstmordkommando der Taliban stürmt das Intercontinental Hotel in Kabul und tötet mehrere Menschen: Laut Taliban-Sprecher 50 Tote.

Kabul. Ein Selbstmordkommando der Taliban hat in der Nacht zum Mittwoch ein Luxushotel in der afghanischen Hauptstadt Kabul gestürmt und mehrere Menschen getötet. Mindestens drei Selbstmordattentäter hätten das Hotel Intercontinental angegriffen, sagte der Chefermittler der Kabuler Kriminalpolizei, Mohammad Sahir. Mehrere Menschen seien getötet oder verletzt worden. Ein Taliban-Sprecher sagte, es habe 50 Opfer gegeben. Die Polizei kämpfte tief in der Nacht noch gegen die Angreifer und lieferte sich Schusswechsel mit ihnen. Sahir wurde nach eigenen Angaben selbst durch einen Beinschuss verletzt. Vor dem Anschlag hatte in Kabul eine internationale Konferenz zu Bemühungen um Frieden mit den radikalen Islamisten stattgefunden.

Talibansprecher Sabiullah Mudschahid sagte der Nachrichtenagentur AP, die Angreifer hätten „50 ausländische und einheimische Feinde getötet und verletzt“. Kämpfer seien in das Hotel eingedrungen und „holen jetzt Gäste aus ihren Zimmern – vor allem Ausländer“, sagte Mudschahid.

Der private Sender Tolo TV meldete, sechs Attentäter seien am Angriff auf das Intercontinental beteiligt. Mehr als zehn Menschen seien getötet oder verletzt worden. Die radikalislamische Taliban übernahmen die Verantwortung für den Angriff.

In Kabul hatte am Sonntag und Montag ein internationales Afghanistan-Treffen stattgefunden. Daran hatte auch der deutsche Sonderbeauftragte für Afghanistan und Pakistan, Botschafter Michael Steiner, teilgenommen. Er war nach dpa-Information zum Zeitpunkt des Angriffs aber nicht mehr in Kabul.

Der afghanische Innenminister und der Kabuler Polizeichef begaben sich noch in der Nacht zum Angriffsort, der von Sicherheitskräften weiträumig abgeriegelt wurde. Beim Angriff eines Taliban-Selbstmordkommandos auf das Serena-Hotel in Kabul – das einzige Fünf-Sterne-Hotel des Landes – waren im Januar 2008 sieben Menschen getötet worden, darunter ein norwegischer Journalist.

Das Intercontinental liegt prominent auf einem Hügel in der Hauptstadt und ist das älteste Luxushotel in Afghanistan. Es nahm bereits 1969 seinen Betrieb auf, gehört aber seit langem nicht mehr zu der gleichnamigen internationalen Kette.

Der deutsche Afghanistan-Experte Thomas Ruttig berichtete aus Kabul: „Wir haben eine einzelne laute Explosion gehört.“ Danach seien Polizeiwagen mit Sirenen in die Gegend gefahren. Anwohner berichteten von Schüssen, schrieb der Ko-Direktor des Afghanistan Analysts Network (AAN) in seinem Blog. Zu der Explosion sei es möglicherweise im Restaurant des Hotels gekommen. Sollte sich das bestätigen, könnte es zahlreiche Opfer gegeben haben. (dpa/dapd)