Kairo. Anfang des Jahres war Ägypten ein Hoffnungsträger für die ganze Region. Doch Monate nach dem Sturz von Präsident Husni Mubarak ist die Lage in dem nordafrikanischen Land alles andere als stabil: Am Wochenende kam es wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Hunderte Angehörige von Opfern der Polizeigewalt unter Mubarak randalierten vor einem Gerichtsgebäude in Kairo. Sie waren verärgert, weil der Prozess gegen Mubaraks Innenminister Habib al-Adli erneut vertagt wurde.

Die empörte Menge warf Steine gegen die Polizeiabsperrungen. Das Militär schritt ein. Acht Soldaten wurden bei den Zusammenstößen verletzt, fünf Polizeiautos beschädigt. Der Prozess gegen al-Adli und sechs ehemalige hohe Mitarbeiter des Innenministeriums soll nun am 25. Juli weitergehen.

Die sieben Männer sollen Schießbefehle gegen unbewaffnete Demonstranten erteilt haben. Bei den Protesten, die am 11. Februar zum Sturz von Mubarak geführt hatten, wurden mehr als 840 Menschen von Polizisten, Geheimdienstlern und bewaffneten Anhängern des Regimes getötet, viele Tausend verletzt. Die Angehörigen der Opfer sind ungeduldig, weil die juristische Aufarbeitung dieser Tötungen nur schleppend vorankommt.