Der Ägypter Ayman al-Zawahiri soll als Nachfolger von Osama Bin Laden das Terrornetzwerk al-Qaida führen

Hamburg. Auf seine Ergreifung hat die amerikanische Bundespolizei FBI 25 Millionen Dollar ausgesetzt - die Summe dürfte nun vermutlich noch steigen. Der Ägypter Ayman al-Zawahiri ist vom rund zehn Personen umfassenden "Generalkommando" des Terrornetzes al-Qaida zum Nachfolger des von US-Spezialeinheiten erschossenen Osama Bin Laden ernannt worden.

Jahrelang war al-Zawahiri die Nummer zwei in der Rangliste al-Qaidas gewesen. Der gelernte Chirurg galt dabei als strategischer Kopf und "Gehirn" der Organisation, während Bin Laden vom ehemaligen Frontkämpfer in Afghanistan zu einer charismatischen Ikone des Terrors heranreifte.

Der 59-jährige Ayman al-Zawahiri stammt aus einer angesehenen Familie; sein Großonkel war Imam an der Al-Azhar-Universität, der angesehensten Lehranstalt der islamischen Welt. Sein Vater, der radikale Muslim Mohammed Rabie al-Zawahiri, war Arzt und Professor an der Kairoer Universität, seine Mutter Umayma kam aus einer wohlhabenden, politisch aktiven Familie.

Ayman al-Zawahiri studierte Medizin, arbeitete als Chirurg in der ägyptischen Armee und sympathisierte früh mit militanten muslimischen Gruppen. Im Zusammenhang mit der Ermordung des ägyptischen Präsidenten Anwar al-Sadat wurde er 1981 verhaftet, wegen Waffenbesitzes zu drei Jahren Haft verurteilt und brutal gefoltert. In der Haft wandelte sich Ayman al-Zawahiri zum Terroristen. Er ging 1985 nach Afghanistan, um am Kampf gegen die Sowjetarmee teilzunehmen, und begegnete dort Osama Bin Laden.

1988/89 war al-Zawahiri bei der Gründung einer Al-Qaida-Urzelle dabei, blieb zunächst aber Führer des ägyptischen "Islamischen Dschihad", einer Gruppe, die er 1998 in al-Qaida einbrachte. Seitdem zog der ägyptische Arzt eine blutige Spur des Terrors quer über den Globus, mit Anschlägen unter anderem in Ägypten, Äthiopien, Kenia, Tansania und natürlich in den USA im September 2001. Mit Bin Laden verband ihn der Hass auf die westliche Kultur, vor allem auf die USA; al-Qaida erklärte in diesem Zusammenhang, es gebe keine unschuldigen zivilen Opfer mehr, sondern nur noch Feinde, die es auszurotten gelte.

Ein Ägypter als Kopf von al-Qaida könnte eine Spaltung des Terrornetzes hervorrufen, denn die mächtige Filiale "al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel" wollte unbedingt wieder einen Saudi oder Jemeniten an der Spitze. Bin Laden war beides - seine Familie stammte aus dem Jemen, geboren war er in Saudi-Arabien. Der im Gegensatz zu Bin Laden uncharismatische al-Zawahiri, ein schlechter Redner obendrein, könnte als neuer "Emir" nun versuchen, seine Position mit einem verheerenden Terroranschlag zu festigen.