Die Republikaner formieren sich für die Präsidentschaftswahl 2012. Doch ein ernsthafter Gegner für den Amtsinhaber ist nicht in Sicht

Washington. Jeder, der hier auf der Bühne steht", behauptete der Kandidat Mitt Romney mit entwaffnender Kühnheit gegen Ende der TV-Debatte der Republikaner, "wäre ein besserer Präsident als Barack Obama." Es war nett gemeint von Romney, der sich als Erster unter Gleichen sieht und sich Großmut leisten kann. Zumal ihn seine sechs Mitbewerber artig verschont hatten. Alle Wut und Umsturzvisionen richteten sich auf den amerikanischen Präsidenten, der Amerikas Verderben und Unglück sei.

Wer kein treuer Parteigänger der Republikaner ist, mochte sich fragen, ob sich Barack Obama wirklich fürchten muss vor einem der "sieben Zwerge", wie sie genannt werden. Oder ob der wirkliche Feind des aktuellen Präsidenten nicht doch eine Wirtschaftskrise ist, die nicht enden will. Obama könnte Obama besiegen, ein Republikaner von ähnlichem Format ist nicht in Sicht. Daran änderte die von CNN ausgerichtete zweistündige Debatte in New Hampshire wenig. Keiner der Bewerber hat einen nationalen Wiedererkennungswert, der auch nur annähernd der unerklärten Kandidatin Sarah Palin nahekäme. Das Bangen, ob die frühere Gouverneurin von Alaska ihren Hut in den Ring werfen wird, füllt mehr Sendeminuten und Zeitungskolumnen als programmatische Reden der "sieben Zwerge". Mitt Romney und Ron Paul hatten schon 2007/08 die Ehre, der gleichnamigen Zwergenmannschaft anzugehören. Schon damals wies Romney ein Handicap auf, das ihn diesmal wieder plagt: Der frühere Gouverneur von Massachusetts verordnete dem Staat eine Reform der Krankenversicherung, die zum Vorbild der Großreform Obamas wurde. Für den rechten Flügel der Republikaner und seine exotische Spitze der Tea Party ist das Sozialismus. Barack Obama selbst hat sich süffisant bei Romney für die gute Vorarbeit bei der Gesundheitsreform bedankt. Romneys Konkurrenten in der Partei hörten es mit Wonne.

Doch sie griffen diesmal nicht an. Es schien, als hätten die sechs sich verschworen, den nach Umfragen knapp (vor Palin) führenden Mitt Romney zu schonen. Stattdessen schoss sich die republikanische Kandidatenriege auf die Regierung ein und kritisierte diese als "eine Anti-Jobs-, Anti-Business-, anti-amerikanische zerstörerische Kraft". Alle Kandidaten scheinen sich auf dieselbe Strategie zu verlegen, nämlich den Kurs des Präsidenten zu revidieren: Steuersenkungen an erster Stelle, gewaltige Haushaltskürzungen an zweiter. Es dürfe keine Tabus geben, meinten einige, eine Privatisierung der Renten müsse debattiert werden. Kürzungen im Wehretat sind freilich tabu für die aufrechten Republikaner.

Dass alle sieben radikal Abtreibungen ablehnen und ihren christlichen Glauben als Leitsystem ihrer Politik beschreiben, versteht sich von selbst. Michelle Bachmann, Liebling der Tea Party, und Sarah Palin an Aggressivität und wildem Geschichtsrevisionismus ebenbürtig, machte aus ihrer Redezeit am meisten. Zunächst nutzte sie die Gelegenheit und verkündete bei CNN exklusiv ihre Kandidatur. Fünf Kinder und 23 Pflegekinder zählen zur Familie der Kandidatin, die sich als "ehemalige Steueranwältin" vorstellte. Bachmann könnte Palin verdrängen: Sie wirkt nicht moderater, aber dafür urbaner als das Wölfe und Bären jagende Flintenweib aus Alaska. 2013 kommt es vielleicht auf die Frauen an.