Tunis. Die tunesische Regierung hat die ursprünglich für Juli geplante Wahl eines Verfassungsrates abermals verschoben. Sie solle nun am 23. Oktober stattfinden, sagte Ministerpräsident Beji Caid Sebsi in der Hauptstadt Tunis. Die Verschiebung um eine weitere Woche sei notwendig, um eine transparente und freie Abstimmung zu gewährleisten. "Wir müssen den guten Ruf der Revolution schützen", sagte Sebsi. Der Rat soll eine neue Verfassung ausarbeiten. Ursprünglich sollte er am 24. Juli gewählt werde. Die Behörden hielten das jedoch für nicht machbar, unter anderem weil rund 400 000 Tunesier noch immer keine Wahlunterlagen haben.

Mitte Januar war nach wochenlangen Protesten der jahrzehntelang regierende Präsident Zine al-Abidine Ben Ali gestürzt worden. Seither ist eine Übergangsregierung im Amt, die sich um Stabilität in dem nordafrikanischen Land bemüht. Der Prozess gegen Ben Ali und dessen Frau wird voraussichtlich noch in diesem Monat beginnen. Anlass für das Gerichtsverfahren gegen den gestürzten Präsidenten und seine Frau sind Geldverstecke mit geschätzten 20 Millionen Euro in Fremdwährung, sowie Juwelen, Drogen und Waffen, die entdeckt wurden, nachdem das Ehepaar ins Exil nach Saudi-Arabien geflohen war.