Republikaner John McCain reist zu Gesprächen nach Libyen. Mehr als 75 Tote bei Unruhen in Syrien

Bengasi. Der republikanische US-Senator John McCain ist am Freitag zu einem Besuch in der libyschen Aufständischen-Metropole Bengasi eingetroffen. Dort sprach er mit Mitgliedern des Nationalen Übergangsrats, berichtete der arabische Nachrichtensender al-Dschasira. Der Übergangsrat gilt als provisorische Regierung der Gegner des Machthabers Muammar al-Gaddafi.

Der frühere republikanische Präsidentschaftskandidat zeigte sich unbesorgt, dass sich auch Kämpfer der Terrororganisation al-Qaida unter die Rebellen mischen könnten. Als der US-Politiker vor seinem Hotel von Journalisten darauf angesprochen wurde, entgegnete er: "Wieso? ... Sie (die Rebellen) sind meine Helden."

Der Republikaner McCain, Mitglied des Streitkräfte-Ausschusses des US-Senats, hatte die Teilnahme Washingtons an den Militäroperationen gegen das Gaddafi-Regime befürwortet. Sein Besuch erfolgte wenige Stunden, nachdem die USA bekannt gegeben hatten, dass sie künftig auch unbemannte Drohnen bei den Angriffen in Libyen einsetzen würden.

Nach Uno-Schätzungen haben bereits mehr als eine halbe Million Menschen wegen der andauernden Kämpfe zwischen regimetreuen Einheiten und Opposition das Land verlassen. Diese Zahl nannte Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon bei einem Besuch in Moskau. Ban verlangte erneut eine sofortige Waffenruhe in dem nordafrikanischen Land. Im Moment habe die Schaffung einer überprüfbaren und effektiven Waffenruhe für die Vereinten Nationen Priorität, um die humanitäre Hilfe auszuweiten, sagte Ban. Nur so könne auch der Flüchtlingsstrom gestoppt werden. Ban und Kremlchef Dmitri Medwedew betonten nach einem Treffen, die Uno-Resolution zu Libyen müsse genau eingehalten werden. Die Vetomacht Russland hatte mit ihrer Enthaltung im Weltsicherheitsrat die Libyen-Resolution und damit das Eingreifen der internationalen Koalition ermöglicht. Moskau kritisierte in der Folgezeit allerdings wiederholt die Luftangriffe.

In Syrien droht die Lage unterdessen außer Kontrolle zu geraten: Bei den bislang blutigsten Protesten seit Beginn der Demonstrationen gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad sind am Freitag mehr als 75 Menschen getötet und Hunderte verletzt worden. Das berichtete die Menschenrechtsorganisation Amnesty International unter Berufung auf Aktivisten vor Ort. Nach dem traditionellen Freitagsgebet waren im ganzen Land mehr als 100 000 Menschen gegen die Regierung in Damaskus auf die Straße gegangen, um Demokratie und einen Regimewechsel zu fordern. Die Sicherheitskräfte gingen mit äußerster Brutalität vor, setzten Tränengas und scharfe Munition ein. Auf Hausdächern wurden Scharfschützen aufgestellt. In Damaskus wollten die Demonstranten von mehreren Vorstädten aus ins Stadtzentrum vordringen, wurden aber von Polizei- und Geheimdienstmitarbeitern daran gehindert. Allein in der südlichen Stadt Asraa starben mindestens 18 Demonstranten, darunter ein einjähriges Kleinkind.

Assad hatte am Donnerstag angesichts wochenlanger Proteste den seit 1963 geltenden Ausnahmezustand aufgehoben. Auch andere Reformschritte wie die Abschaffung der berüchtigten Staatssicherheitsgerichte und der Erlass eines neuen Gesetzes zur Legalisierung von Demonstrationen wurden von den blutigen Realitäten des Freitags eingeholt und überschattet.