Ärger der Bevölkerung über das Krisenmanagement der japanischen Regierung steigt

Tokio. Der Betreiber des havarierten Atomkraftwerks Fukushima-Daiichi hat mit dem Abpumpen von hoch radioaktivem Wasser aus dem Reaktorblock 2 begonnen. Erst wenn die rund 25 000 Tonnen Wasser, die sich in der Turbinenhalle des Reaktorblocks angesammelt haben, in ein Auffangbecken umgepumpt sind, können Arbeiter zur Reparatur des Kühlkreislaufs ausrücken. In den kommenden 20 Tagen werde voraussichtlich ein Drittel des Wassers abgepumpt. Insgesamt müssten 70 000 Tonnen verstrahlten Wassers aus den Reaktorgebäuden 1, 2 und 3 und anliegenden Arealen abgepumpt werden.

Bereits am Sonntag wurden Roboter zur Messung der Strahlenwerte in die Reaktoren 1 und 3 geschickt. Dort wurden Werte von 57 Millisievert in der Stunde gemessen, ein zu hoher Wert, um Menschen in die Reaktorblöcke zu schicken. Im Reaktorblock zwei wurden am Montag 4,1 Millisievert gemessen. Am Wochenende hatte Kraftwerksbetreiber Tepco einen Krisenfahrplan für die kommenden Monate vorgelegt. Demnach wird es bis zu neun Monate dauern, bis alle Reaktoren stabilisiert werden können.

Tepco hat den Anwohnern, die aus dem Krisengebiet evakuiert wurden, etwa 12 000 Dollar (8400 Euro) pro Haushalt als vorläufige Wiedergutmachung versprochen. Insgesamt wurden in der vom Erdbeben und dem folgenden Tsunami am 11. März verwüsteten Region 27 000 Menschen getötet oder werden weiter vermisst.

Während sich die Nuklearkrise hinzieht, steigt die Verärgerung der Bevölkerung über das Krisenmanagement der Regierung. Gemäß Umfragen sind mehr als zwei Drittel der Japaner mit der Regierung des Ministerpräsidenten Naoto Kan unzufrieden. Bei einer Parlamentssitzung verlangten Oppositionspolitiker seinen Rücktritt.

Unter dem Eindruck der Katastrophe von Fukushima will Italien seine Pläne für einen Wiedereinstieg in die Kernenergie auf Eis legen. Wenige Wochen nach der Ankündigung eines Moratoriums brachte die Regierung im Senat eine Gesetzesänderung ein, die Vorbereitungen und Suche nach Standorten für neue Atomkraftwerke stoppt.

Italien war 1987 nach der Katastrophe von Tschernobyl aus der Kernenergie ausgestiegen. Damals sprachen sich bei einem Referendum 80 Prozent der Bevölkerung gegen Atomkraft aus. Regierungschef Silvio Berlusconi hatte im Juli 2009 die gesetzliche Basis für einen Wiedereinstieg gelegt.