Neuer Präsident Ouattara muss zerrissene Elfenbeinküste wieder einen

Abidjan. Nach einem mehr als viermonatigen blutigen Machtkampf in der Elfenbeinküste ist der langjährige Staatschef Laurent Gbagbo in seiner Residenz in Abidjan festgenommen worden. Truppen des international anerkannten Präsidenten Alassane Ouattara hätten Gbagbo und seine Frau gestern gefasst und in Ouattaras Hauptquartier gebracht, sagten Ouattaras Sprecherin Anna Ouloto sowie der französische Botschafter Jean-Marc Simon.

"Er ist am Leben und es geht ihm gut", erklärte der Uno-Gesandte Youssoufou Bamba. Gbagbo solle nun der Justiz übergeben werden. "Er wird sich wegen der Verbrechen, die er begangen hat, vor Gericht verantworten müssen." Die Festnahme, an der nur Ouattaras Truppen beteiligt gewesen seien, sei "rasch und professionell" erfolgt.

Die Offensive des Ouattara-Lagers wurde nach Angaben des französischen Verteidigungsministeriums von französischen und Uno-Truppen unterstützt. Zeugen zufolge drangen Ouattara-Truppen in die belagerte Residenz ein, während gepanzerte französische und Uno-Fahrzeuge die Zugangsstraße dorthin sicherten.

Auf den Straßen Abidjans kam es zwar zu spontanen Freudenszenen, aber: Vom erhofften Frieden ist das nach dem monatelangen Konflikt tief gespaltene Land weiter denn je entfernt. Die Wahlen im November 2010, die die Gesellschaft nach dem 2003 beendeten Bürgerkrieg wieder einen sollten, haben kaum verheilte Narben aufgerissen. Die Wirtschaft des einst blühenden Landes liegt am Boden. Mehr als 120 000 Menschen flohen ins Nachbarland Liberia, eine noch viel größere Zahl ist innerhalb des Landes auf der Flucht vor Kämpfen.

Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sprach in Berlin von einer "echten Chance für Freiheit und einen demokratischen Neuanfang". Es sei nun an Ouattara, die Versöhnung der Gesellschaft voranzubringen. Deutschland sei bereit, die Elfenbeinküste "politisch und humanitär zu unterstützen" und auch die gegen das Land erhobenen Sanktionen aufzuheben. US-Außenministerin Hillary Clinton sagte, die Festnahme Gbagbos sei ein "Signal" an alle Machthaber der Welt, dass sie die Stimmen ihres Volkes nicht ignorieren könnten. Der britische Außenminister William Hague forderte, Gbagbo "mit Respekt" zu behandeln. Frankreichs Innenminister Claude Guéant glaubt, dass Gbagbos Festnahme zum "Frieden im Land" beitragen werde.