Damaskus. Nach blutigen Zusammenstößen haben die syrischen Streitkräfte gestern laut Augenzeugenberichten die Hafenstadt Banias abgeriegelt. Dort protestierten Tausende gegen das Vorgehen der Sicherheitskräfte. Die Regierungstruppen seien am Morgen mit Lastwagen und Jeeps nach Banias eingerückt, hätten aber einige Stunden später wieder Stellung in den Außenbezirken bezogen und kontrollierten alle Zufahrten in die Stadt, sagte ein Gewährsmann aus der Stadt. Aus Sorge vor weiteren Kämpfen seien Schulen und Geschäfte geschlossen worden.

Das Eintreffen der Streitkräfte sei von den Bewohnern überwiegend mit Erleichterung aufgenommen worden, sagte der Augenzeuge. "Wir sind froh, dass es Soldaten sind und keine Sicherheitskräfte, die wie vom Regime angeheuerte Verbrecherbanden vorgehen", erklärte er. Die Regierung macht ihrerseits ebenfalls bewaffnete Banden für die Gewalt verantwortlich und will mit den Streitkräften gegen sie vorgehen.

Rund 2000 Menschen versammelten sich am Nachmittag in Banias zum Begräbnis von vier am Sonntag getöteten Demonstranten und protestierten gegen das Vorgehen der Sicherheitskräfte. "Tod ist besser als Erniedrigung", riefen sie in Sprechchören.

Die Proteste gegen die Regierung von Präsident Baschar al-Assad haben vor mehr als drei Wochen begonnen und sich seitdem ständig ausgeweitet. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen wurden bisher mehr als 170 Menschen getötet. Assad bemühte sich mehrfach, die Demonstranten mit Gesten des Entgegenkommens zu beschwichtigen, was ihm jedoch bisher nicht gelang. Am Sonntag ordnete der Präsident die Freilassung von 191 inhaftierten Regierungsgegnern an.