Tokio. Knapp vier Wochen nach dem schweren Erdbeben in Japan ist das Katastrophengebiet gestern erneut von heftigen Erdstößen erschüttert worden. Das Beben ereignete sich am späten Abend um etwa 23.30 Uhr Ortszeit und erreichte eine Stärke von 7,4. Auch in Tokio bebten die Häuser. Über Verletzte oder Schäden lagen zunächst keine Berichte vor. Im Nordosten Japans wurde eine Tsunami-Warnung ausgegeben. Es könnte eine Flutwelle von einem Meter Höhe geben, berichtete der TV-Sender NHK. Dieselbe Region war am 11. März von einem Erdbeben der Stärke 9,0 erschüttert und von einem Tsunami verwüstet worden.

Wegen der Tsunami-Gefahr im Nordosten Japans forderten die Behörden die Bewohner auf, die Küstenregionen zu verlassen und in höher gelegenen Gebieten Schutz zu suchen. Der Fukushima-Betreiber Tokyo Electric Power Company (Tepco) teilte mit, die Arbeiter in dem schwer beschädigten Meiler seien in Sicherheit gebracht worden. Der japanischen Atomaufsicht zufolge wurde dort niemand bei den Erdstößen verletzt. Die Reaktoren sind seit dem letzten schweren Beben noch immer nicht wieder unter Kontrolle. Die Atomaufsicht teilte unterdessen mit, das Atomkraftwerk Higashidori laufe mit Notstrom, weil die Elektrizitätszufuhr unterbrochen wurde.

In Asien wächst unterdessen die Furcht vor radioaktiven Strahlen. Südkorea schloss aus Angst vor verseuchtem Regen mehrere Schulen, die Behörden rieten der Bevölkerung von Aktivitäten im Freien ab. In China entdeckten Wissenschaftler radioaktiv belasteten Spinat in Proben aus drei Provinzen. In Japan feilt die Regierung unterdessen an einem Nothaushalt, der mit bis zu 33 Milliarden Euro deutlich höher ausfallen könnte als zunächst angenommen. Die Katastrophe trifft auch zunehmend die Tourismusbranche: Trotz der berühmten Kirschblüte brach die Zahl ausländischer Besucher seit dem Erdbeben am 11. März um 75 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ein.