In Fukushima läuft kein verstrahltes Wasser mehr aus

Tokio. Im schwer beschädigten Atomkraftwerk Fukushima sind die Ingenieure einen kleinen Schritt vorangekommen: Nach einigen Fehlversuchen gelang es ihnen gestern, ein Leck abzudichten und damit ein weiteres Auslaufen von verstrahltem Wasser zu verhindern. Der Kraftwerksbetreiber Tepco plante als Nächstes, Stickstoff in mehrere beschädigte Reaktoren einzuleiten, um Wasserstoffexplosionen zu verhindern.

Endgültige Entwarnung wollte der japanische Regierungssprecher Yukio Edano allerdings noch nicht geben. Es werde geprüft, ob an der kritischen Stelle tatsächlich kein kontaminiertes Wasser mehr austrete und ob es nicht möglicherweise weitere Lecks an der Anlage gebe. Allerdings schien die Abdichtung zu halten: Eine Messung am Nachmittag ergab, dass die Verstrahlung rund 330 Meter vor der Küste 280-mal so hoch war wie der Grenzwert. Zuvor war der Grenzwert mehr als 4000-fach überschritten worden.

Die Arbeiten in Fukushima gingen unterdessen auch auf anderer Ebene weiter. Nach Angaben des Tepco-Sprechers Junichi Matsumoto war zunächst geplant, Stickstoff in beschädigte Reaktoren einzuleiten. Damit sollten Wasserstoffexplosionen verhindert werden, wie sie sich in den ersten Tagen der Katastrophe ereignet hatten. Eine unmittelbare Explosionsgefahr bestand nach Angaben eines Sprechers der japanischen Atomsicherheitsbehörde nicht. Begonnen werden sollte mit dem Reaktorblock 1, weil dort Druck und Temperatur am höchsten waren, wie der Tepco-Sprecher weiter sagte. Das hoch radioaktive Wasser, das in der Atomanlage steht, stammt von den Versuchen, die Reaktoren von außen zu kühlen.

Die Schließung des Lecks verhindert zwar eine weitere Verstrahlung der Umwelt, allerdings könnte sich das Wasser in der Anlage noch weiter aufstauen und die Rettungsarbeiten noch stärker als bisher behindern. Die Ingenieure wollen die Reaktoren weiter von außen kühlen - allerdings wollen sie nun das bereits verstrahlte Wasser dafür verwenden.

Die Europäische Union will angesichts großer Besorgnis in der Öffentlichkeit strengere Grenzwerte für Lebensmittel aus Japan in Kraft setzen. Voraussichtlich werden die EU-Mitgliedsländer morgen beschließen, die Maximalbelastung für Cäsium-134 und Cäsium-137 in Europa an den in Japan geltenden Höchstwert anzugleichen, wie ein Kommissionssprecher am Mittwoch in Brüssel erklärte. Dieser liegt bei 500 Becquerel. In Europa liegt der entsprechende Grenzwert derzeit bei 1250 Becquerel.

Zuvor hatte Kommissionspräsident José Manuel Barroso nach massiven Protesten von Umweltorganisationen und Volksvertretern im Europaparlament eine Anpassung der europäischen an die japanischen Werte angekündigt. Dabei ist es erst rund eine Woche her, dass die Kommission per Eilverordnung die Grenzwerte für ebendiese Stoffe von 600 auf 1250 Becquerel angehoben hatte.