Strahlung nimmt zu, Radioaktivität in Meerwasser steigt erneut auf Rekordwert

Tokio. Trotz eindringlicher Appelle lehnt Japans Regierung eine Ausweitung der Evakuierungszone um das havarierte Atomkraftwerk Fukushima ab. Dazu bestehe im Moment keine Notwendigkeit, sagte Regierungssprecher Yukio Edano gestern. Die Lage werde von Tag zu Tag neu bewertet. Im Grundwasser aus der Nähe des Reaktors 1 seien 10 000-fach erhöhte Strahlenwerte festgestellt worden, berichtet unterdessen die japanische Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf die Betreibergesellschaft Tepco.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace fordert eine Ausweitung der Sperrzone auf 40 Kilometer, um die Bevölkerung vor Strahlen zu schützen. Nach der Uno-Atomenergiebehörde (IAEA) empfahl auch die japanische Nuklearaufsicht der Regierung, eine Ausweitung der Evakuierungszone zu erwägen. Um das AKW gilt bislang eine Sperrzone von 20 Kilometern, wovon mehr als 70 000 Menschen betroffen sind. In einem Umkreis von weiteren zehn Kilometern wird den Einwohnern empfohlen, das Gebiet zu verlassen oder sich nicht im Freien aufzuhalten.

Würde die Sperrzone um nur zehn Kilometer erweitert, müssten 136 000 Menschen in Sicherheit gebracht werden, was die Behörden vor eine logistische Herausforderung stellen dürfte. Auch deshalb warnt die japanische Regierung vor Überreaktionen.

Als erster ausländischer Staatschef seit Beginn der Katastrophe besuchte der französische Präsident Nicolas Sarkozy Japan und bot Hilfe an. Zugleich verteidigte er die Kernenergie und forderte einheitliche Sicherheitsstandards für Atomkraftwerke weltweit. Als Zeichen der Solidarität will auch Außenminister Guido Westerwelle (FDP) Tokio am Sonnabend besuchen.