Der neue Innenminister Hans-Peter Friedrich soll auf der Islamkonferenz seine umstrittenen Äußerungen korrigieren.

Hamburg. Kurz vor der Deutschen Islamkonferenz am heutigen Dienstag herrscht unter Muslimen Skepsis über die Ergebnisse des Treffens, auf dem die Entwicklung eines muslimischen Bildungswesens in Deutschland beraten werden soll. Der Präsident der Islamischen Kulturzentren, Mustafa Imal, zeigte sich enttäuscht über die bisherigen Fortschritte. "Wir glaubten, dass wir mit Themen wie Anerkennung als Religionsgemeinschaft, Religionsunterricht, Ausbildung der Imame, Toleranz gegenüber Islam und Muslime deutlich stärker vorankommen würden, als dies tatsächlich der Fall war", sagte Imal dem Hamburger Abendblatt.

In der Islamkonferenz werde vor allem Symbolpolitik betrieben. Außerdem sei es der Regierung nicht gelungen, die Länder in den Dialog einzubinden. "Folglich sind unsere Erwartungen bescheiden", räumte Imal ein. Kritisch äußerte sich Imal über den neuen Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, der die Islamkonferenz leiten wird. Der CSU-Politiker hatte direkt nach seinem Amtsantritt erklärt, es sei historisch nicht belegt, dass der Islam ein Teil der deutschen Gesellschaft sei. "Die Aussagen des neuen Innenministers können nur auf mangelnder Kenntnis des Themas und der Unerfahrenheit im Umgang mit einem Ministeramt beruhen", sagte Imal. "Wir sollten ihm noch eine Chance geben, bevor wir nun alle über ihn den Stab brechen."

Der neue Hamburger Innensenator Michael Neumann (SPD) griff im Abendblatt Friedrich scharf an. "Ich erwarte von der Islamkonferenz zunächst, dass der Bundesinnenminister die Scherben wegräumt, die er mit seinen überflüssigen Äußerungen angerichtet hat." Neumann kündigte ein eigenständiges Hamburger Vorgehen in der Integrationspolitik an: "Der Senat wird sicherlich mit der islamischen Gemeinde weitere Gespräche über vertragliche Grundlagen führen, die ähnlich angelegt sein könnten wie bestehende Vereinbarungen mit christlichen und jüdischen Gemeinden."

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) bezeichnete den Islam als Teil der gesellschaftlichen Wirklichkeit in Deutschland. Wichtig sei es, über eine Weiterentwicklung des Islam zu reden, sagte Schavan der Berliner "tageszeitung". Sie wird neben Friedrich an der Islamkonferenz teilnehmen.

Schavan unterstrich die Bedeutung von konfessionsgebundenem Religionsunterricht. "Die Segregation ist ja viel größer, wenn die Glaubensvermittlung in den Hinterhöfen passiert, wo überhaupt keine anderen Schüler sind", sagte Schavan. Deutschland sei sprachlos geworden in Bezug auf Religion, "weil wir Angst haben vor dem Islam".