Kommandeure sollen Beschluss des Bündnisses mit sofortiger Wirkung umsetzen.

Ras Lanuf. Die Nato übernimmt das Kommando des gesamten internationalen Militäreinsatzes in Libyen. Dies teilte Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen gestern Abend in Brüssel nach einem Beschluss der Botschafter der 28 Nato-Staaten mit. Das Nordatlantische Bündnis werde von der "Koalition" den Einsatz zum Schutz der Bevölkerung vor den Truppen von Machthaber Muammar al-Gaddafi übernehmen. Dabei sind laut Beschluss des Uno-Sicherheitsrats "alle notwendigen Maßnahmen" erlaubt.

Bereits in der Nacht zum Freitag hatte die Allianz nach langem und heftigen Streit zwischen Frankreich und der Türkei beschlossen, die Durchsetzung der Flugverbotszone über Libyen zu kontrollieren. "Unser Ziel ist es, Zivilisten und von Zivilisten bewohnte Gebiete zu schützen, die von einem Angriff durch das Gaddafi-Regime bedroht sind", heißt es in der gestrigen Erklärung Rasmussens. "Die Nato wird alle Aspekte dieser Resolution umsetzen - nicht mehr und nicht weniger."

Rasmussen sagte, die führenden Kommandeure der Nato seien beauftragt worden, diesen Einsatz "mit sofortiger Wirkung umzusetzen". Nach der Übernahme der Verantwortung für sämtliche Einsätze müssen nun die Nato-Mitglieder entscheiden, ob und wie sie sich daran beteiligen wollen. Als erstes und einziges Bündnisland hat Deutschland eine Beteiligung am Einsatz in Libyen ausgeschlossen.

Die Kampfflugzeuge der westlichen Koalition haben Diktator Muammar al-Gaddafi mittlerweile in die Defensive gezwungen. Nach schweren Verlusten wurden die Milizen des Machthabers bei Adschdabija von den Aufständischen geschlagen und dann auch aus den Ölhäfen Brega und Ras Lanuf in die Wüste gejagt. US-Verteidigungsminister Robert Gates warf dem Gaddafi-Regime vor, Leichen von zuvor ermordeten Zivilisten an Angriffspunkte der Koalition zu schaffen, um eine hohe Zahl von zivilen Opfern vorzutäuschen. (HA)