Vergewaltiger bricht bei Urteilsverkündung in Tränen aus

Jerusalem. Der frühere israelische Staatspräsident Mosche Katzav ist von einem Gericht wegen Vergewaltigung zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Der 65-jährige Katzav brach nach der Urteilsverkündung in Tränen aus und rief: "Sie haben einen Fehler gemacht! Das ist eine Lüge! Die Mädchen wissen, dass das eine Lüge ist!" Der Schuldspruch wegen Vergewaltigung in zwei Fällen erfolgte bereits im Dezember. Einen Antrag der Verteidigung auf Milde wies das Gericht zurück.

Katzav trat zwei Wochen vor dem Ende seiner Amtszeit im Juni 2007 zurück, nachdem ihm mehrere ehemalige Mitarbeiterinnen sexuelle Übergriffe vorgeworfen hatten. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Katzav in den 90er-Jahren eine Mitarbeiterin zweimal vergewaltigte und zwischen 2000 und 2007 zwei weitere Frauen angriff und sexuell belästigte. Der Ex-Präsident wurde auch wegen ungebührlicher Handlungen und der Behinderung der Justiz verurteilt.

Der Fall begann vor fast fünf Jahren, als Katzav erklärte, eine weibliche Angestellte wolle ihn erpressen. Diese wandte sich dann mit ihrer Sicht der Dinge an die Polizei und auch andere Frauen berichteten danach über sexuelle Übergriffe. Im April 2008 widerrief Katzav eine außergerichtliche Einigung. Nach der Absprache mit der Staatsanwaltschaft wäre er mit einer Bewährungsstrafe davongekommen. Der frühere Staatschef hatte erklärt, er sei Opfer einer politischen Hexenjagd und werde wegen seiner ethnischen Zugehörigkeit verfolgt. Katzav ist im Iran geboren und als Kind nach Israel ausgewandert.

In der Begründung des Strafmaßes erklärte das Gericht, Katzavs Wirken in öffentlichen Ämtern werde nicht zu seinen Gunsten gewertet, vielmehr werde ihm vorgeworfen, seine Position ausgenutzt zu haben. "Der Angeklagte hat die Taten wie jeder andere Mensch begangen und muss die Strafe wie jeder andere Mensch ertragen", hieß es in der Begründung, die Richter George Kara verlas. Laut Anordnung des Gerichts muss Katzav seine Haftstrafe am 8. Mai antreten und zwei der von ihm missbrauchten Frauen ein Strafgeld in Höhe von rund 25 000 Dollar (rund 18 000 Euro) und 7000 Dollar (rund 5000 Euro) zahlen.

Katzavs Anwalt Sion Amir sagte, das Gericht habe die Rechte seines Mandanten mit Füßen getreten. Er kündigte Berufung beim Obersten Gerichtshof an. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu äußerte sein Bedauern über das Schicksal Katzavs, erklärte aber, er werde das Urteil respektieren. Katzav ist der ranghöchste israelische Beamte, der jemals zu einer Haftstrafe verurteilt wurde. Zu Katzavs Nachfolger als israelischer Staatspräsident wurde 2007 Friedensnobelpreisträger Schimon Peres gewählt, der das Amt noch immer bekleidet.