Algier. Angesichts der anhaltenden Proteste gegen seine Regierung hat Algeriens Präsident Abd al-Asis Bouteflika weitreichende Reformen angekündigt. Er werde ein neues Kapitel in seinem Land aufschlagen, das nicht ohne politische Reformen möglich sei, sagte der Präsident am Wochenende in einer für ihn verlesenen Rede bei den Feierlichkeiten zum 49. Jahrestag der Waffenruhe im Unabhängigkeitskrieg gegen Frankreich. Höchste Priorität habe die Schaffung von Arbeitsplätzen. Zudem bemühe sich der Staat darum, die Probleme auf dem Wohnungsmarkt in den Griff zu bekommen. Auch müsse die Wirksamkeit staatlicher Strukturen verbessert werden.

Auf die anhaltenden Demonstrationen in seinem Land ging der Präsident, der sich seit 2009 nicht mehr direkt an das Volk wandte, nicht ein. Zahlreiche Jugendliche hatten sich am Wochenende über das Internetnetzwerk Facebook verabredet, wurden aber von einem massiven Polizeiaufgebot daran gehindert, den Sitz des Präsidenten in der Hauptstadt Algier zu erreichen.

Mitglieder der Koordinierung für Wandel und Demokratie (CNCD) versuchten vergebens, einen weiteren Marsch auf die Hauptstadt zu organisieren, in der Demonstrationen seit 2001 verboten sind. Rund 1000 CNCD-Anhänger protestierten in der Stadt Tizi Ouzou, 200 weitere in Bejaïa.