Diktator Gaddafi lobt deutsche Haltung und nennt Sarkozy geistesgestört

Adschdabija/Paris. In Libyen zieht Machthaber Muammar al-Gaddafi die Schlinge um die Aufständischen immer enger. Gestern griffen Gaddafis Kampfflugzeuge und Hubschrauber Adschdabija an, die letzte Stadt in Rebellenhand vor der Hochburg der Aufständischen, Bengasi. In der strategisch wichtigen Ölstadt Brega wechselte die Kontrolle mehrfach. In den Ruinen zerstörter Gebäude lieferten sich Rebellen Rückzugsgefechte mit den nach Osten rückenden Regierungssoldaten. Die Liga für Menschenrechte warnte vor schwerem Blutvergießen, sollten die Soldaten der Regierung bis nach Bengasi mit seinen 670 000 Einwohnern vordringen.

Frankreich scheiterte beim Versuch, die G8-Außenminister bei der Flugverbotszone auf eine gemeinsame Linie zu bringen. In der Abschlusserklärung wurde eine solche Zone nicht erwähnt. Der Vorstoß für den militärischen Schritt, dem sich auch Großbritannien angeschlossen hatte, sei von Deutschland und Russland blockiert worden, hieß es in Delegationskreisen. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte, eine militärische Intervention sei keine Lösung und aus deutscher Sicht schwierig und gefährlich. Deutschland wolle nicht in einen Krieg in Nordafrika gezogen werden. Die Außenminister einigten sich in der Abschlusserklärung auf die Formulierung, Gaddafi müsse mit "ernsten Konsequenzen" rechnen, sollte er die Rechte seines Volkes missachten.

Diktator Gaddafi lobte die deutsche Haltung: "Die Deutschen haben uns gegenüber eine sehr gute Position eingenommen, ganz anders als viele wichtige Länder im Westen", sagte Gaddafi dem TV-Sender RTL.

Mit Blick auf die Uneinigkeit der internationalen Gemeinschaft sagte Gaddafi der italienischen Zeitung "Il Giornale": "Wir werden kämpfen und gewinnen. Eine solche Situation wird nur dazu führen, das libysche Volk zu vereinen." Dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy unterstellte der Machthaber eine Geistesstörung.