Paris. Nach nur einem Tag ist der Prozess gegen den französischen Altpräsidenten Jacques Chirac vertagt worden. Der Vorsitzende Richter Dominique Pauthe sprach sich gestern dafür aus, das Verfahren um den 20. Juni herum fortzusetzen. Chirac, 78, muss sich als erster Staatschef Frankreichs vor Gericht verantworten, weil er in den 90er-Jahren als Bürgermeister von Paris Scheinarbeitsstellen einrichtete.

Der Anwalt eines der neun Mitangeklagten sieht das Vergehen als verjährt an und stellt deshalb die Verfassungsmäßigkeit des Prozesses infrage. Darüber muss nun das Kassationsgericht entscheiden. Es kann die Frage dann noch an den Verfassungsrat weiterreichen.

Chirac war von 1977 bis 1995 Bürgermeister von Paris. Zum Ende seiner Amtszeit soll er zusammen mit ehemaligen Mitarbeitern 28 nur auf dem Papier bestehende Stellen über das Rathaus abgerechnet haben. Unter anderem bezahlte die Stadt Paris auch Parteifreunde des Bürgermeisters, die bei der RPR - der Vorgängerpartei der heute regierenden UMP - seinen Wahlkampf vorbereiteten.