Agenten des MI6 werden von eigenen Verbündeten festgesetzt

Hamburg/London. Der britische "Special Air Service" (SAS) gilt als die "Mutter aller Spezialeinheiten", nach deren Muster weltweit Elitetruppen vom deutschen KSK bis zur amerikanischen Delta Force operieren. Und der Londoner Auslandsgeheimdienst MI6, Heimat des fiktiven Agenten James Bond, hat ebenfalls einen Ruf wie Donnerhall. Ausgerechnet diese beiden Dienste sind derzeit Zielscheibe bitteren Spotts. Sechs schwarz vermummte SAS-Krieger waren am frühen Freitagmorgen zusammen mit zwei MI6-Agenten von einem Chinook-Hubschrauber unweit der libyschen Rebellenhochburg Bengasi gelandet. Sie sollten Kontakt mit den Aufständischen aufnehmen.

Doch das taten die schon von sich aus - sie hatten den auf offenem Feld gelandeten Helikopter längst gehört und setzten die britischen Spezialisten fest. Die Briten beteuerten nach Informationen des "Daily Telegraph" zunächst, ganz harmlos zu sein, doch dann kamen in ihrem Gepäck Waffen, Aufklärungsmittel und falsche Pässe zum Vorschein. Die Libyer reagierten "not amused", ließen die Schattenkrieger aber am Sonntag wieder frei. An Bord eines britischen Marineschiffes kehrten sie wenig ruhmbedeckt zurück.

Die britische Presse fragte, warum ihre Regierung nicht offen den Kontakt mit der libyschen Opposition gesucht hat. Außenminister William Hague hatte den Einsatz abgesegnet. Nun musste er einräumen, sein Team sei "auf Schwierigkeiten gestoßen". Diese seien aber "zufriedenstellend gelöst" worden.

Nicht ganz so diplomatisch drückte es der frühere britische Botschafter in Tripolis, Oliver Miles, aus - der Einsatz sei eine "Farce" gewesen. Der liberale "Guardian" sprach gar von den "Deppen in der Wüste". Einziger Trost für den SAS: Vergangene Woche waren drei niederländische Elitesoldaten bei einer Geheimoperation von Gaddafis Truppen festgenommen worden.