Gates entschuldigt sich für den Tod von neun Kindern bei Nato-Luftangriff

Kabul. Nach dem Tod von neun Kindern bei einem Nato-Luftangriff ist US-Verteidigungsminister Robert Gates überraschend zu einer "Lageeinschätzung" in Afghanistan eingetroffen. Bei seiner Ankunft in Kabul bekräftigte er gestern bei einem Treffen mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai das bereits von US-Präsident Barack Obama geäußerte Bedauern und bat um Entschuldigung. "Das bricht unser Herz", sagte der Pentagonchef. "Es ist nicht nur ein tragischer Verlust für ihre Familien, es ist auch ein Rückschlag für unsere Beziehungen zum afghanischen Volk", sagte Gates. Dass es bei Einsätzen der Nato-Soldaten gegen Extremisten immer wieder Opfer unter Zivilisten gibt, bringt die afghanische Bevölkerung zunehmend gegen die ausländischen Truppen auf. Zudem belastet es das Verhältnis zwischen Karsai und seinem engsten Verbündeten, den USA. In den vergangenen zwei Wochen gab es nach afghanischen Angaben vier Zwischenfälle im Osten des Landes, bei denen rund 80 Zivilisten getötet wurden. Die neun Kinder waren vergangenen Dienstag beim Holzsammeln in der nordostafghanischen Provinz Kunar von der Rakete eines Isaf-Hubschraubers getroffen worden.

Die Regierungen in Washington und Kabul stimmen dennoch darin überein, dass die USA auch nach dem für 2014 geplanten Ende des Kampfeinsatzes in Afghanistan "involviert" bleiben sollten. Bei seinem Besuch kam Gates auch mit dem Kommandeur der Internationalen Schutztruppe Isaf, David Petraeus, zusammen. Dessen Entschuldigung für den Zwischenfall hatte Karsai am Sonntag als "nicht genug" bezeichnet. Die Entschuldigung von Gates nahm Karsai nun an, mahnte aber: "Die zivilen Opfer müssen aufhören."

Auf dem US-Stützpunkt Bagram nördlich von Kabul besuchte der Verteidigungsminister verwundete US-Soldaten und lobte die Truppe für ihre "Erfolge" im Kampf gegen die Taliban. "Ihr hattet einen harten Winter, und euch steht ein noch härterer Frühling und Sommer bevor", sagte Gates mit Blick auf eine erwartete Offensive der Aufständischen.