Mubaraks Gesundheit angeblich dramatisch verschlechtert

Hamburg/Kairo. Das Militär in Ägypten drückt bei der Demokratisierung aufs Tempo. Die Armeeführung bekräftigte gestern ihr Ziel, bis spätestens August die Macht an eine zivile Regierung und einen neu gewählten Präsidenten abzugeben. "Der Oberste Militärrat hofft, dass er die Macht innerhalb von sechs Monaten, entsprechend dem Willen des Volkes und auf friedliche Art und Weise an eine zivile Verwaltung und einen gewählten Präsidenten übergeben kann", heißt es in der Erklärung. Verteidigungsminister Mohammed Hussein Tantawi ordnete zudem per Dekret an, dass der Entwurf einer neuen Verfassung binnen zehn Tagen vorgelegt werden soll.

Einige Oppositionspolitiker äußerten allerdings Bedenken, ob man so schnell faire Wahlen in dem Land organisieren könne, wo die Opposition über Jahrzehnte unterdrückt war. Dahinter stehen Befürchtungen, die trotz ihres Verbots gut organisierte Muslimbruderschaft könnte im Vorteil sein. Sie kündigte bereits eine Parteigründung an. Die in den 1920er-Jahren gegründeten Muslimbrüder sind in der konservativen muslimischen Gesellschaft Ägyptens fest verwurzelt. Trotz der Unterdrückung durch Mubarak sind sie die am besten organisierte Opposition.

Berichten zufolge soll sich der gestürzte Präsident in seine Luxusvilla in Scharm al-Scheich am Roten Meer zurückgezogen haben. Neuigkeiten gibt es auch über seine Gesundheit, die sich dramatisch verschlechtert haben soll. Mubarak verweigere die notwendige medizinische Versorgung und wolle nicht zur Behandlung nach Deutschland gebracht werden, berichtete die saudiarabische Zeitung "Aschark al-Aswat" in ihrer Internetausgabe. "Er hat die Menschen in seiner Umgebung gebeten, ihn in seinem Land sterben zu lassen", zitierte die Zeitung einen ehemaligen Mitarbeiter aus dem Umfeld des militärischen Oberkommandos. "Es ist nur noch eine Frage der Zeit." Mubarak hatte sich im vergangenen Jahr in einer deutschen Klinik einer Gallenblasenoperation unterzogen.

Auf Drängen eben dieser neuen Militärmachthaber prüft auch Deutschland eine Kontensperrung von Führungsmitgliedern des gestürzten Regimes. Es seien entsprechende Ersuchen an mehrere EU-Staaten gegangen, sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. "Wir prüfen das." Mubarak und seine Familie sind nach Angaben der EU-Kommission nicht von den Forderungen betroffen.

Die Menschen in Kairo, die deutsche Politik, aber auch Ägypter in Hamburg bewegt der Umsturz in dem Land am Nil. "Wir wollen unsere eigene Demokratie machen", sagte Mohammed Khalifa vom Asien-Afrika-Institut der Universität Hamburg dem Abendblatt. Der gebürtige Ägypter lebt und arbeitet zwar in Hamburg, fühlt sich aber trotzdem mit den Menschen in Kairo verbunden. Viele seiner Angehörigen waren bei den Demonstrationen dabei, er selbst wäre es auch gern gewesen. "Natürlich macht man sich Sorgen, aber wir wussten, dass wir für unsere Freiheit Opfer bringen müssen", sagt er. Von der deutschen Regierung erwartet er nun Hilfe zur Selbsthilfe etwa durch Entwicklungsprojekte und wirtschaftliche Unterstützung. Schließlich sei Armut der beste Nährboden für jede Art von Fundamentalismus. "Meine größte Sorge ist, dass es nun zu einer Radikalisierung kommt", sagt Khalifa.