Tausende Menschen trotzen Demonstrationsverbot in Teheran. Unruhen auch in Jemen und Bahrein

Teheran. Die Protestwelle erreicht immer mehr muslimische Länder und ist sogar auf den Iran übergeschwappt. In Teheran protestierten gestern Augenzeugen zufolge Tausende Menschen gegen Präsident Mahmud Ahmadinedschad - trotz eines Demonstrationsverbots. Sicherheitskräfte feuerten Tränengas auf die Menge.

Tausende Demonstranten versammelten sich in kleinen Gruppen nahe dem Asadi-Platz im Westen Teherans. Während die Regierungsgegner sich demnach zunächst ruhig verhielten, riefen einige später offenbar in Anspielung auf Staatschef Mahmud Ahmadinedschad: "Tod dem Diktator!" Einige hätten auch Mülltonnen in Brand gesetzt, sagten die Augenzeugen.

Die iranischen Oppositionsführer Mir Hussein Mussawi und Mehdi Karubi hatten eine Solidaritätskundgebung für die Protestbewegungen in Ägypten und Tunesien beantragt. Die Behörden untersagten dies und erklärten, es handle sich lediglich um eine "List", um gegen die Regierung zu demonstrieren. Mussawis Website Kaleme.com und Karubis Internetseite Sahamnews.org riefen dennoch zu der Demonstration auf. Im Iran war es nach der umstrittenen Präsidentenwahl 2009 zu den größten Demonstrationen seit der Islamischen Revolution vor 30 Jahren gekommen. Die Proteste waren nach einigen Monaten abgeebbt, auch weil die Sicherheitskräfte mit massiver Gewalt gegen die Demonstranten vorgegangen waren. Nun sieht sich die Opposition durch die Entwicklung in Tunesien und Ägypten ermutigt. Zudem griff der türkische Präsident Abdullah Gül während eines Staatsbesuchs in Teheran die Proteste auf und mahnte die Regierungen im Nahen Osten zu mehr Bürgernähe.

In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa gingen Anhänger und Gegner der Regierung mit Flaschen, Steinen und Messern aufeinander los. Erneut forderten Hunderte Regierungsgegner den Rücktritt von Präsident Ali Abdullah Saleh und skandierten: "Ali, hau ab!"

Selbst den ölreichen Golfstaat Bahrain haben die Proteste erfasst. In zwei Ortschaften gab es Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizei. Oppositionsgruppen hatten nach ägyptischem und tunesischem Vorbild über die Online-Netzwerke Twitter und Facebook zum "Tag des Zorns" aufgerufen. Beobachter befürchten ein Übergreifen der Proteste auf Saudi-Arabien, einen engen Verbündeten der USA.

In Algerien soll der seit 19 Jahren geltende Ausnahmezustand in Kürze aufgehoben werden, versprach Außenminister Mourad Medelci.