Rom. In Italien haben Tausende Frauen ihren Ärger über den Sexskandal um Ministerpräsident Silvio Berlusconi auf die Straße getragen. In Städten wie Neapel und Palermo skandierten die Frauen "Italien ist kein Bordell" und forderten Berlusconi auf Transparenten zum Rücktritt auf. Angeführt von Schauspielerinnen, Politikerinnen und anderen prominenten Italienerinnen waren Kundgebungen in mehr als 200 Städten des überwiegend katholischen Landes geplant. Damit erhöht sich der innenpolitische Druck auf den 74-jährigen Regierungschef, der wegen des Vorwurfs, eine Minderjährige für Sex bezahlt zu haben, in Kürze vor Gericht gestellt werden könnte.

Berlusconi hat stets betont, nichts Rechtwidriges getan zu haben. Die Organisatorinnen der jüngsten Proteste werfen Berlusconi jedoch vor, die Würde der Frauen verletzt zu haben. Zudem lasse Berlusconis Verhalten längst überholte Vorurteile über das Verhältnis von Frauen und Männern wieder aufleben. Sie kritisieren zudem die Darstellung von Frauen als Sexobjekte in Medien und Politik, die mit der Berichterstattung über Berlusconi einhergehe. Die Mailänder Staatsanwaltschaft hat wegen möglicher Prostitution mit Minderjährigen im "Fall Ruby" und Amtsmissbrauchs ein Schnellverfahren gegen Berlusconi gefordert.