Das deutsche Gesicht der Enthüllungsplattform, Daniel Domscheit-Berg, packt aus

Berlin. Die Buchvorstellung beginnt ein paar Minuten zu spät. So, als ob es Daniel Domscheit-Berg Überwindung gekostet hat, an diesem kalten Berliner Wintermorgen vor die Weltpresse zu treten. Mehr als ein Dutzend Kameras und 100 Journalisten warten auf den 32-jährigen Deutschen. Unter dem Pseudonym "Daniel Schmitt" gehörte er zum Führungsteam der Enthüllungsplattform WikiLeaks, die Hunderttausende geheime Dokumente ins Internet stellte. Gemeinsam mit dem Australier Julian Assange zog Domscheit-Berg drei Jahre die Fäden, bis es zum Streit zwischen den beiden kam.

Das Buch "Inside WikiLeaks - meine Zeit bei der gefährlichsten Website der Welt", das zeitgleich in 19 Ländern erscheint, ist trotzdem keine knallharte Abrechnung. Es handelt sich vielmehr um eine sehr persönliche Aufarbeitung. Die Geschichte dreht sich um Freundschaft, Enttäuschung, Verrat, um Idealismus, die schleichende Korruption von Ruhm, Macht, und Geheimwissen. Und um die beste Zeit in seinem Leben, wie Domscheit-Berg sagt. Doch vor allem geht es auch um ihn: Julian Assange. "Wir waren einmal beste Freunde, Julian und ich, oder zumindest so etwas in der Art", schreibt Domscheit-Berg. Am Ende droht Assange seinem Freund sogar, er werde ihn im Falle von Fehlern "jagen und töten". Dabei hat er sie lange ertragen, die Marotten des Australiers. Selbst als dieser seine Katze - Herrn Schmitt - ohne Grund würgte.

Das Buch entzaubert auch den Mythos der unzensierbaren und unangreifbaren Internetplattform. "Hätte die gegnerische Seite damals gewusst, dass wir nur zwei extrem großmäulige junge Männer mit einer einzigen Uralt-Maschine waren, hätten sie eine Chance gehabt, den Aufstieg von WikiLeaks zu stoppen", schreibt Domscheit-Berg, der längst an einem neuen Internetportal namens Openleaks bastelt. Erstaunlich ist, dass selbst im Enthüllungsjahr 2010 nur eine Handvoll Leute zum inneren Kreis gehört haben sollen.

2011 wird nun wohl das schwerste Jahr für das Team um Assange. Er steht in Großbritannien unter Arrest, weil er in Schweden der Vergewaltigung angeklagt wird. Und die Abtrünnigen um Domscheit-Berg haben technisches Know-how und Tausende unveröffentlichte Enthüllungsdokumente mitgenommen. Die will Assange zurück. Sein Anwalt kündigte schon an, die Ansprüche notfalls gerichtlich durchzusetzen.