Sydney. WikiLeaks-Gründer Julian Assange hat die australische Ministerpräsidentin Julia Gillard in einer Videobotschaft aufgefordert, ihn in sein Heimatland zu holen. In dem Video, das der australische "Sydney Morning Herald" online veröffentlichte, fordert Assange: "Julia Gillard sollte aktiv werden und mich nach Hause holen."

Gillard solle die US-Botschaft kontaktieren und fordern, dass die USA ihre Ermittlungen gegen ihn einstellten, erklärte Assange. Er kritisierte, dass einige Politiker ihn und seine Mitarbeiter attackierten, sich aber nicht zur Ermordungen Tausender Menschen durch die US-Streitkräfte äußerten.

Der Gründer der Enthüllungsplattform kämpft derzeit in Großbritannien gegen eine mögliche Auslieferung nach Schweden. Die dortigen Behörden wollen ihn wegen der mutmaßlichen Vergewaltigung zweier Frauen befragen. Assange wirft der Staatsanwaltschaft politische Motive vor. Seine Unterstützer fürchten, dass er von Schweden an die USA ausgeliefert werden könnte. Die US-Justiz prüft, wie sie gegen Assange wegen der Veröffentlichungen zum Teil geheimer Unterlagen vorgehen kann. Assange hatte gesagt, er befürchte im Falle seiner Auslieferung an die USA ein Anschlag auf sein Leben.

Ende vergangenen Jahres hatte die australische Polizei im Auftrag der Regierung Ermittlungen aufgenommen, um herauszufinden, ob die Veröffentlichung der US-Dokumente einen Verstoß gegen australisches Recht darstellt. Im Dezember hatte Gillard dann erklärt, dass dies nicht der Fall sei. Allerdings hatte die Ministerpräsidentin die Veröffentlichung vorab als rücksichtslos verurteilt. Vergangene Woche sagte sie, derzeit gebe es nichts, was die Regierung für Assange tun könne. Für heute und morgen ist in London eine weitere Anhörung über Assanges mögliche Auslieferung angesetzt. Es gilt als wahrscheinlich, dass die unterlegene Seite Berufung einlegt.