In Hamburg lebende Ägypter sorgen sich um ihre Familien und um die Zukunft ihrer Heimat

Safwat Ibrahim macht sich Sorgen. Seit fünf Tagen gibt es keine Internetverbindung nach Ägypten mehr, und auch telefonisch kann der 42-Jährige seine Familie in Suez nicht erreichen. Seine Kinder, 8 und 12, sollen nicht mitbekommen, wie unruhig er ist, deshalb spricht der Pastor der arabisch-christlichen Gemeinde mit ihnen nur wenig über das, was gerade in seinem Heimatland passiert.

Vielen der 1249 in Hamburg lebenden Ägypter ist anzumerken, dass die Ereignisse der vergangenen Tage sie verstören und fassungslos machen, aber kaum einer möchte sagen, was er von den Zuständen im Heimatland hält. "Ich hätte dazu eine ganze Menge zu erzählen, aber das ist einfach zu gefährlich", sagt einer, der zum Wohle seiner Familie seinen Namen nicht nennen möchte. "Ich bin ein politischer Mensch, aber ich muss meine Angehörigen in Ägypten beschützen", sagt ein anderer.

Safwat Ibrahim dagegen äußert seine Meinung. Er kann die unbeschreibliche Wut, die den Protesten in Ägypten innewohnt, nur teilweise verstehen. "Natürlich soll man für seine politischen Überzeugungen kämpfen, aber was mit unserem Land passiert, tut mir weh." Auch Mahmoud Ahmed hat Angst um seine Familie. Als er nach seinem Studium der Germanistik und Islamwissenschaften in Kairo im Jahr 2000 nach Hamburg zog, konnte seine Familie nicht mitkommen. Seine Angehörigen leben noch immer in al-Dakahlia. Nur alle zwei bis drei Tage, manchmal auch seltener, kann Ahmed mit ihnen im Moment sprechen.

Auch ihm fällt es schwer, sich eine Meinung über die Geschehnisse in Ägypten zu bilden. Zum einen könne man die Situation schwer einschätzen, zum anderen habe er es sich als Akademiker angewöhnt, beide Seiten einer Geschichte genau zu betrachten. Aber wenn er im Fernsehen die Bilder von wütenden Demonstranten, Panzern, Plünderungen und schwer bewaffneten Soldaten sieht, ist er fassungslos über die Zustände am Nil: "Ägypten ist ein großes Land mit einer großer Geschichte; ich muss oft weinen, wenn ich sehe, wie es kaputtgeht."