Präsident Abbas war angeblich zum Verzicht auf Ostjerusalem bereit

Jerusalem. Bislang geheim gehaltene Dokumente über weitreichende Zugeständnisse der Palästinenser an Israel bringen Palästinenserpräsident Mahmud Abbas unter Druck. Nach den vom arabischen Fernsehsender al-Dschasira veröffentlichten Dokumenten sollen die Palästinenser der Regierung in Jerusalem in Friedensverhandlungen 2008 angeboten haben, Israel die meisten jüdischen Viertel auch im arabischen Ostteil der Stadt abzutreten.

Dies würde eine massive Abkehr von der offiziellen Haltung der Palästinenser bedeuten und im krassen Widerspruch zu öffentlichen Äußerungen der gesamten Führungsspitze stehen. Auch in der Frage eines Rückkehrrechts für Palästinenser, die mit der Staatsgründung Israels vertrieben worden sind, gab es den Dokumenten zufolge ein bislang nicht bekanntes weitreichendes Entgegenkommen der Palästinenser. Abbas bestritt Zugeständnisse.

Jerusalem, die Siedlungspolitik Israels und das Rückkehrrecht der Palästinenser sind Kernthemen aller Friedensverhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern. Die offizielle Haltung der palästinensischen Autonomiebehörde ist, dass alle israelischen Ansiedlungen in dem im Sechstagekrieg

1967 eroberten Westjordanland und in Jerusalem illegal sind. Ostjerusalem beanspruchen die Palästinenser zudem als künftige Hauptstadt eines eigenen Staates. Auch wird ein Rückkehrrecht für Vertriebene und ihre Nachfahren gefordert.

Die islamistische Hamas, die im Gazastreifen die Macht hat, verurteilte die angebliche Konzessionsbereitschaft der Autonomieregierung. Die Dokumente enthüllten deren Rolle "beim Versuch, die palästinensische Sache auszulöschen". Abbas selbst hatte noch in der vergangenen Woche erklärt, die Palästinenser seien nicht bereit, über Jerusalem zu verhandeln.

Der palästinensische Chefunterhändler Saeb Erekat sagte der Zeitung "Al-Ayyam", es handele sich bei den Berichten um "Lügen und Halbwahrheiten", die die Macht der Hamas weiter stärken sollten. Al-Dschasira verfügt nach eigenen Angaben über etwa 1600 geheime Dokumente zu den Nahostverhandlungen - Gesprächsprotokolle, E-Mails und Karten aus den Jahren 1999 bis 2010. Wie der in Katar beheimatete TV-Sender in den Besitz dieser Dokumente gelangte, wurde nicht erklärt. Einige Namen und Telefonnummern habe man aus den Dokumenten, die bis morgen ins Netz gestellt werden sollen, herausgestrichen, hieß es.