Port-au-Prince. Der frühere haitianische Diktator Jean-Claude Duvalier ist nach einem Vierteljahrhundert im Exil überraschend in seine Heimat zurückgekehrt. Er wolle nach dem Erdbeben im vergangenen Jahr helfen, Haiti wiederaufzubauen, sagte der 59-Jährige bei seiner Ankunft in der Hauptstadt Port-au-Prince. "Ich habe lange auf diesen Moment gewartet."

Duvalier, der 1971 nach dem Tod seines Vaters "Papa Doc" als 19-Jähriger an die Macht kam und unter dem Namen "Baby Doc" bekannt wurde, musste 1986 nach Protesten und auf Druck der USA sein Land verlassen und lebte an der Cote d'Azur in Frankreich im Exil. Nach Behördenschätzungen sollen seine Familie und seine Anhänger Hunderte Millionen Dollar beiseite geschafft haben. Auf Schweizer Konten liegen immer noch 4,6 Millionen Dollar.

Er wolle den Menschen seine Solidarität zeigen und an der "Wiedergeburt Haitis" teilnehmen, sagte er nun bei seiner Rückkehr. Während seiner Amtszeit versuchte Duvalier nach der Terrorherrschaft seines Vaters, die mindestens 30 000 Menschen das Leben gekostet hatte, das Image Haitis zu verbessern, trennte sich aber nicht von den Milizen seines Vaters, die unter dem Namen Tontons Macoutes Angst und Schrecken verbreiteten. Duvalier wurde auch der Korruption und Menschenrechtsverletzungen beschuldigt. Allerdings gibt es keine Haftbefehle gegen ihn und damit keine rechtliche Handhabe gegen seine Rückkehr.

Haiti ist eines der ärmsten Länder der Erde. Im Januar 2010 richtete ein Erdbeben große Schäden an und riss mehr als 300 000 Menschen in den Tod. Es grassiert die Cholera. Auch die Wahlen Ende November brachten keine Ruhe in das Land. Der scheidende Präsident René Préval wird beschuldigt, die Wahl zugunsten einer seiner Vertrauten gefälscht zu haben.