Ben Ali verspricht Bevölkerung in Tunesien mehr Freiheiten. Bisher 66 Tote bei Unruhen

Tunis/Berlin. Nach den gewaltsamen Unruhen der vergangenen Tage will Tunesiens Präsident Zine al-Abidine Ben Ali den Einsatz von Feuerwaffen durch die Sicherheitskräfte gegen Demonstranten stoppen. "Genug der Schüsse, genug der Gewalt", sagte er gestern in einer Fernsehansprache und kündigte zugleich Zugeständnisse an. "Ich habe entschieden, dass die Presse vollkommene Freiheit haben soll und Internetseiten nicht länger zu schließen", sagte der Präsident. Die Preise für Zucker, Milch und Brot würden gesenkt.

Ben Ali sagte ferner zu, nicht die Verfassung zu ändern, um länger im Amt bleiben zu können. Seine Amtszeit läuft 2014 aus. Laut Verfassung darf niemand, der älter als 75 Jahre ist, sich um die Präsidentschaft bewerben. Ben Ali ist 74 und seit 1987 im Amt.

Trotz einer Ausgangssperre war es Donnerstagnacht vor allem in den Vororten der Hauptstadt Tunis erneut zu Auseinandersetzungen zwischen jugendlichen Demonstranten und Sicherheitskräften gekommen. Nach Angaben des Menschenrechtsbündnisses FIDH kamen dabei acht Menschen ums Leben. Am Nachmittag wurde im Zentrum von Tunis zudem ein Demonstrant durch eine Polizeikugel getötet. FIDH zufolge starben bei den Unruhen bislang mindestens 66 Menschen.

Das Auswärtige Amt in Berlin verschärfte gestern seine Sicherheitshinweise für das nordafrikanische Land und rät von Reisen ab, die nicht unbedingt nötig sind. Reiseveranstalter schätzen, dass sich 10 000 Bundesbürger in Tunesien aufhalten. TUI bietet kostenlose Umbuchungen an.