Peking. Nach monatelangem Schweigen reden die USA und China wieder über eine militärische Zusammenarbeit. Die Kooperation müsse enger werden, um zwischen den beiden mächtigsten Ländern der Erde Missverständnisse zu vermeiden, sagte US-Verteidigungsminister Robert Gates gestern nach einem Treffen mit seinem chinesischen Kollegen Liang Guanglie in Peking. "Wir stimmen fest darin überein, dass unsere militärischen Beziehungen solide, stabil und unbeeinflusst von politischen Wechselwinden sein müssen", erklärte er. Liang ergänzte, er sei mit Gates der Meinung, dass nachhaltige und zuverlässige Kontakte der Streitkräfte von Nutzen seien.

Die militärischen Kontakte zwischen beiden Mächten hatten fast das ganze vergangene Jahr auf Eis gelegen, nachdem China gegen geplante US-Rüstungslieferungen an Taiwan protestiert hatte. China betrachtet die Inselrepublik als abtrünnige Provinz. Die Beziehungen zwischen den Streitkräften sind auch deshalb brüchig, weil die USA und China weitere Meinungsverschiedenheiten bei Handelsfragen, den Atomstreitigkeiten mit dem Iran und Nordkorea sowie bei den Menschenrechten haben.

Für zusätzlichen Zündstoff sorgt die von China mit Hochdruck betriebene Modernisierung seiner Streitkräfte. Die USA sehen dadurch ihre dominierende militärische Stellung im pazifischen Raum bedroht. Liang erklärte, technisch hinke die Volksbefreiungsarmee den USA Jahrzehnte hinterher. Insofern bedeuteten die Rüstungsanstrengungen keine Bedrohung für die Welt. Gates hatte auf dem Flug nach China vermehrte amerikanische Anstrengungen als Reaktion auf die wachsende Stärke Chinas angekündigt. Die USA müssten angemessen darauf reagieren, dass die Chinesen die traditionelle Vormachtstellung der Vereinigten Staaten im Pazifik untergraben könnten. Gates bereitet mit seiner China-Reise einen Besuch des chinesischen Staatschefs Hu Jintao bei US-Präsident Barack Obama in der kommenden Woche vor.