Minsk. Nach den Massenprotesten im autoritär regierten Weißrussland haben Gerichte in Eilverfahren fast 600 Regierungsgegner zu Haftstrafen zwischen fünf und 15 Tagen verurteilt. Die Oppositionellen hätten nach der Präsidentenwahl am Sonntag unerlaubt gegen den Sieg von Amtsinhaber Alexander Lukaschenko demonstriert. Das teilte der Polizeichef der Hauptstadt Minsk, Generalmajor Leonid Farmagej, gestern mit. Justizminister Viktor Golowanow drohte den Oppositionsparteien, die sich an den Kundgebungen beteiligt hatten, mit Auflösung.

Unter den Festgenommenen sind neben Journalisten auch fünf der neun Gegenkandidaten von Lukaschenko. Ihnen drohen nach dem Gesetz der früheren Sowjetrepublik bis zu 15 Jahre Gefängnis wegen "Massenkrawallen". Führende Oppositionelle forderten hingegen, die Schuldigen für das brutale Vorgehen gegen die Demonstranten zu bestrafen. Der Protest gegen die "Fälschung der Präsidentenwahl" sei ein Grundrecht, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung.