Angeklagten wird Verschwörung gegen die Regierung vorgeworfen
Ankara. In der Türkei hat der Prozess gegen insgesamt 196 aktive und ehemalige Offiziere wegen des Vorwurfs der Verschwörung gegen die Regierung begonnen. Unter den Beschuldigten sind frühere Befehlshaber der Luftwaffe, der ehemalige Vorsitzende des Nationalen Sicherheitsrats sowie Dutzende Generale und Admirale.
Den mutmaßlichen Putschisten wird vorgeworfen, im Jahr 2003 einen Umsturz der islamisch geprägten Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan geplant zu haben. Ziel sei gewesen, Chaos zu schüren, um eine Machtübernahme des Militärs vorzubereiten. Den Angeklagten drohen nach Angaben der Agentur Anadolu im Fall eines Schuldspruchs jeweils 15 bis 20 Jahre Haft. Der Prozess findet in Silivri bei Istanbul statt, die Öffentlichkeit ist ausgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft gab über die Einzelheiten der Anklage keine Auskunft.
Der türkischen Zeitung "Taraf" sind nach eigenen Angaben jedoch Dokumente über den mutmaßlichen Putschversuch unter dem Decknamen "Vorschlaghammer" zugespielt worden. Danach sollen die Offiziere Bombenanschläge auf mindestens zwei Moscheen während des Freitagsgebets sowie die Ermordung christlicher und jüdischer Geistlicher geplant haben. Zudem sollte ein türkisches Militärflugzeug abgeschossen und Griechenland für den Angriff verantwortlich gemacht werden.
Die Verschwörer hätten damit Unruhe stiften und in den Wirren die Macht übernehmen wollen, hieß es in dem Bericht weiter. Die türkischen Streitkräfte hingegen erklärten, bei den Dokumenten handele es sich um Unterrichtsmaterialien für ein Seminar, in dem die Offiziere auf innere Unruhen vorbereitet werden sollten.
Der pensionierte General Cetin Dogan, ehemaliger Kommandeur der Ersten Armee und Leiter des Seminars, sagte, die Dokumente seien manipuliert worden: "Ich bin kein Mann für Staatsstreiche." Seit 1960 haben die türkischen Streitkräfte bereits dreimal geputscht. Unter der konservativ-islamischen Regierung von Ministerpräsident Erdogan hat das säkular geprägte Militär seinen Einfluss auf die Politik jedoch weitgehend verloren.
(APD)